Kritik prallt an Matchbox Twenty ab. Sie haben sich jeden Vorwurf schon selbst gemacht
Rob Thomas ist so nett, dass man nicht dagegen ankommt Er ist fleißig, freundlich – und dabei gar nicht so unverbindlich-abfertigend wie manch anderer Kollege. „I’m not your typical American rockstar“, sagt er und zwinkert, als wisse er genau, dass man eben das erwartet habe.
Seit er mit Matchbox Twenty etliche Hits hatte und einen noch größeren für Santana schrieb („Smooth“), hat er ausgesorgt, muss sich aber gleichzeitig viel Kritik gefallen lassen. Matchbox Twenty, die Mainstream-Mucker. Thomas, der Tausendsassa ohne sonderlich großes Talent – das kennt er. Seit ungefähr zehn Jahren. Es wird auch mit dem neuen Album, „More Than You Think You Are“, nicht anders werden, und inzwischen stört ihn das nicht mehr. „Wir wollen gar nicht wichtig genommen werden. Wir erfinden nichts gegen Krebs, wir heilen keine Kinder, wir retten niemandem aus dem Feuer. Wir leben in einer Welt, in der Musiker und Filmstars idealisiert werden und Polizisten und Lehrer unterbezahlt sind. Man muss sich das vergegenwärtigen und die Füße auf dem Boden lassen.“
Bei Matchbox Twenty geht das ganz gut, die arbeiten hart für ihr Geld. Im Studio haben sie sich diesmal ein wenig zurückgenommen, nachdem ihr letztes Album doch etwas überproduziert klang. Jetzt vertrauen sie wieder darauf, dass Thomas‘ Songs auch ohne Bombast-Instrumentierung funktionieren. Seinen üblichen Themen bleibt er treu: Einsamkeit, Verwirrung, Misstrauen, Wut. Er weiß auch nicht, woher das kommt – er ist erfolgreich, glücklich verheiratet und all das. In „Unwell“ geht es um sein gestörtes Selbstbild: „Wenn ich ausgehe, denke ich stets, die Leute starren mich an. Aber nicht etwa, weil sie mich erkennen, sondern weil sie sich über mich lustig machen. Ich bin da etwas paranoid. Wenn sie mich erkennen, denke ich, sie hassen bestimmt meine Band. Wenn sie mich nicht erkennen, warte ich nur darauf, dass sie mich fertig machen, weil ich mich wie ein Depp benehme.“ Was er freilich nicht tut Aber das glaubt er einem einfach nicht.