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Kritik: „Harry Potter 20th Anniversary: Return to Hogwarts“

Vor zwanzig Jahren waren Harry, Hermine und Ron zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen. Nun kehren sie für ein Special zurück nach Hogwarts. Es wird viel gelacht und auch ein bisschen geweint.

Zwanzig Jahre sind bereits vergangen, seit „Harry Potter und der Stein der Weisen“ in die Kinos kam. Zur Feier des 20. Jubiläums wurde das Retrospektive-Special „Harry Potter 20th Anniversary: Return to Hogwarts“ gedreht.

Dabei handelt es sich, kurz gesagt, um eine nostalgiegeladene und auch emotionale Reise in die Vergangenheit, in der die Dreharbeiten aller acht  „Harry Potter“-Filme besprochen werden. Neben den Hauptdarsteller*innen Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint werden auch weitere bekannte Gesichter aus dem Filmen interviewt. So beispielsweise Helena Bonham Carter und Ralph Fiennes, die Bellatrix Lestrange und Voldemort spielen.

Außerdem kommen die Regisseure aller acht Filme zu Wort: Chris Columbus (Teil 1 und 2), Alfonso Cuarón (Teil 3), Mike Newell (Teil 4) und David Yates (Teil 5-8). Sowie auch David Heyman, der Produzent der gesamten Reihe. Natürlich handelt es sich bei dem neuen Film auch etwas um eine Promo-Angelegenheit. Trotzdem entfalten sich neue Dimensionen der vielgeliebten Zauberwelt – auch für die eingefleischtesten Fans des „Harry Potter“-Universums. Über den erneuten Besuch beliebter Kulissen, wie den Hogwarts-Express oder den Gryffindor-Gemeinschaftsraum, bis hin zu Filmmaterial des aufwendigen Casting-Prozesses.

Übrigens ist eine Person, die vorrangig durch ihre Abwesenheit auffällt,  niemand geringerer als J.K. Rowling. In der internationalen Kritik des Filmes gibt es mehrere Meinungen zu dem beinahe gänzlichen Fernbleiben der Schriftstellerin. So könnte sie aufgrund einiger ihrer jüngst kritisierten Aussagen bewusst zurückgedrängt worden sein.

Die Vision verschiedener Regisseure

Die Arbeitsweise der einzelnen Regisseure wird jedoch sehr eingehend gezeigt. So wollte beispielsweise Columbus, der Regisseur der ersten beiden Filme, dass sich „Hogwarts wie ein Ort anfühlt, der in der Realität nicht existieren kann“. Das spiegelt sich auch in der unglaublichen Detailverliebtheit seiner Sets wieder. Beispielsweise durch Hunderte echte Kerzen, die in der großen Halle mit Angelschnur an der Decke befestigt wurden. Damit es aussieht, als ob sie schweben würden. Außerdem war es Columbus wichtig, „dass sich alle familiär und heimisch fühlen“. Er ließ die damals noch sehr jungen Schauspieler*innen dabei einfach Spaß haben.

Der Regisseur des dritten Teils Cuarón wiederum hatte eine ernsthaftere Herangehensweise und behandelte die Darsteller*innen erstmals  mehr wie Erwachsene. Er befasste sich eingehend mit der Psychologie der verschiedenen Charaktere und seine Vision für die Zauberwelt war um vieles düsterer als die Interpretation von Columbus. So sollten die Hauptdarsteller*innen Essays über ihre jeweiligen Charaktere schreiben, um diese besser zu verstehen. Eine Aufgabe, die Grint nie abgab. Witzigerweise mit der Begründung, „dass Ron den Aufsatz auch nicht geschrieben hätte“.

Auch bedeutungsvolle Filmszenen werden erneut durchlebt und besprochen. Wie die Turm-Szene in „Harry Potter und der Halbblutprinz“, in welcher der junge Draco Malfoy Dumbledore konfrontiert und sich dabei seinen eigenen Dämonen stellen muss. Oder der Moment im letzten Film, als Harry nach seinem Kampf mit Voldemort von Hagrid über die Brücke getragen wird. Vielleicht eine der ergreifendsten Szenen der Filmreihe. Zuletzt auch ein besonders emotionaler Tanz im Zelt von Harry und Hermine zu Nick Caves „O‘ Children“, nachdem sie auf der Suche nach den Horkruxen von Ron verlassen wurden.

Aufwachsen am Filmset

Gespräche über das Aufwachsen am „Harry Potter“-Set sind ebenfalls emotional. Denn nicht bloß die fiktiven Figuren Harry, Ron, Hermine und Co. sind vor den Augen des Publikums über zehn Jahre hinweg groß geworden. Auch hinter der Leinwand wurden die Schauspieler*innen gemeinsam erwachsen. Eine Coming-of-Age-Story, die schön und zugleich überwältigend wirkt.

So soll Regisseur David Yates zu Rupert Grint gesagt haben, er und die anderen Hauptdarsteller*innen seien wie Astronauten, weil niemand zuvor etwas ähnliches erlebt hätte, und es in dieser Art vielleicht auch nie wieder vorkommen würde. Oder wie es Hermine-Darstellerin Watson beschreibt: „Die extremste Form des Method Actings“.

Grint sagt auch, dass er gegen Ende der Dreharbeiten nicht mehr mit Sicherheit sagen konnte, wo Ron begann und er selbst aufhörte. Oft fragte er sich außerdem, wie das Leben wohl ohne seine Rolle als Ron gewesen wäre.

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Gleichzeitig ist es schön zu sehen, dass die langjährige Zusammenarbeit der Mitwirkenden zu besonders starken Beziehungen geführt hat – in ihrer Intensität beinahe familiär. So beschreibt Watson, dass sie und Grint sich beim Dreh ihrer Kuss-Szene in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2“ vor Lachen kaum halten konnten. Weil es sich „auf so vielen Ebenen falsch anfühlte, jemanden zu küssen, der wie ein Bruder wirkt“.

Oder, dass die drei Hauptdarsteller*innen gegen Ende der Dreharbeiten schon so vertraut miteinander waren, dass sie ohne Worte kommunizieren konnten. Die älteren Schauspieler*innen wirkten zudem oft wie Vorbilder oder fungierten beinahe wie Elternteile für die jüngeren Darsteller*innen.

Fast wie damals bei „Harry Potter und der Stein der Weisen“

Während die verschiedenen Mitwirkenden über die Filme sprechen wird viel gelacht und auch die eine oder andere Träne vergossen. Auch beim Zusehen muss man oft mehr als Schmunzeln und gerät ins Staunen über die Geschehnisse hinter den Kulissen. Es ist schön und berührend, die Gedanken der Mitwirkenden zu hören und erneut in die Welt von „Harry Potter“ einzutauchen. Es fühlt sich fast an wie damals, bei „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Aber nicht ganz. Oder wie Watson so schön sagt: „Es fühlt sich an, als ob keine Zeit vergangen wäre. Aber gleichzeitig ist es schon so lange her“.

„Harry Potter 20th Anniversary: Return to Hogwarts“ ist seit Neujahr, 01. 01. 2022 auf Sky zu sehen.

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