#AllefürsKlima: So geht man nachhaltig auf Konzerte
Umweltschutz bildet sich aus alltäglichen Entscheidungen. Nachhaltigkeit muss im Moshpit nicht aufhören. Fünf Tipps für einen bewussten Konzertbesuch.
„Reverb“ ist eine Organisation, die sich dafür stark macht, Bands auf Tour einen umweltbewussten Umgang mit Ressourcen und im Alltag zu ermöglichen. Denn die Produktion einer Show frisst Energie, verursacht Müll und verbraucht literweise Sprit. Zeitgleich bergen Konzerte auch einige umweltzerstörerische Fallen für diejenigen, die schlussendlich ein Ticket kaufen und sich vor der Bühne einen Ast freuen.
Deshalb hier einige Tipps, wie Ihr Nachhaltigkeit leicht in Eure Konzertgänge einbinden könnt.
1. Digitale Tickets bevorzugen
Die erste Umweltfalle kann gleich beim Ticketkauf umgangen werden: Statt das Online-Ticket auf ollem Druckerpapier rauszulassen, könnt Ihr auch einfach das Smartphone verwenden, um beim Einlass den Weg in die Konzerthalle zu finden. Schließlich sind es die kleinen Gewohnheiten, die am Ende dem Regenwald zusetzen. Dazu gehört auch unnötiges Ausdrucken von Tickets, die nach Einlass möglicherweise sogar direkt in die Mülltonne wandern.
Nun soll es aber auch Personen geben, die Tickets gerne als Andenken aufbewahren. Und das ist vollkommen in Ordnung. Wer sich etwas intensiver mit dem Thema Minimalismus auseinandersetzt, stößt früher oder später auf die Frage, ob es im Kontext eines minimalistischen Lebens klargeht, Schallplatten (Kunststoff in Kunststoffhülle) zu sammeln. Oder Superhelden-Figuren (Plastikspielfigur in übertriebener Verpackung). Oder verpacktes Gemüse zu kaufen (nicht cool). Oder Tickets auszudrucken. Antwort: Im Minimalismus wie in der Nachhaltigkeit geht es nicht darum, ein perfekt umweltbewusstes Leben zu führen – wir sind Menschen und Menschen sind fehlbar –, sondern bewusster mit Kauf- und Konsumentscheidungen umzugehen. Wer Bock hat, sich das Ticket an die Wand zu nageln: Go for it. Wer das Ticket nur ausdruckt, um es direkt wieder wegzuschmeißen, sollte sich ein zweites Mal Gedanken machen.
Übrigens: Es gibt auch ökologische und vegane Druckereien, die keine schädlichen Stoffe oder Leim, der auf Tierknochen basiert, verwenden.
2. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen
Klar ist es gemütlich, im Sommer mit dem Auto auf’s Festival zu düsen oder sich nach Konzerten ewige Heimfahrten mit Bus und Bahn zu sparen. Dass der ökologische Fußabdruck so auf Dauer ziemlich wächst, ist auch klar. Deshalb reist lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.
Manchmal passiert das Konzert aber am Ende der Welt und ohne Auto gibt es kein Hinkommen. Doch selbst dann kann noch auf die Umwelt geachtet werden: Verwendet Carsharing und bildet Fahrgemeinschaften.
3. Auf Fleisch und tierische Produkte verzichten
In „Tiere Essen“ von Jonathan Safran Foer werden Leser mit der nackten Wahrheit konfrontiert: Unsere Ernährungsentscheidungen tragen mehr als alle Transportentscheidungen zur Klimakrise bei. Ob wir nun mit Auto, Zug, Flugzeug oder Schiff von A nach B reisen, spielt im Vergleich zur landwirtschaftlichen Nutztierhaltung eine untergeordnete Rolle. Von Menschen gehaltene (und gequälte) Nutztiere setzen so viel Methan frei, dass jene Emissionen 23-mal mehr zur globalen Erwärmung beitragen als CO2. Gleichzeitig verursacht die Nutztierhaltung Unmengen Stickoxid – insgesamt sorgt dieser Faktor 296-mal mehr für die Erderwärmung als das (zu Recht) verteufelte CO2.
Kurz gesagt: Menschen, die Fleisch konsumieren, leben allein durch ihre täglichen Ernährungsentscheidungen sieben Mal umweltschädlicher als Veganer. Die Konsequenz: Menschen, die sich als Umweltschützer verstehen, können gleichzeitig keine Fleischesser sein.
Der einfachste – und gleichzeitig schwerste – Weg, die Umwelt zu schützen, liegt in des Menschen täglichen Entscheidungen. Und Fragen der Ernährung liegen aus umweltrelevanten sowie ethischen Gründen besonders nahe. Auch auf Konzerten sollten wir der Frage, was zu Abend gegessen wird, nicht ausweichen, schnell „Currywurst“ über die Theke murmeln und den Fakt, dass der Umwelt gerade enorm geschadet wird, verdrängen. Stattdessen steht uns allen frei, uns gegen Fleisch (und im Idealfall tierische Produkte) zu entscheiden. Und das geht (meist) auch an der Imbissbude beim Konzert.
4. Abfall trennen
Besonders Festivals haben mit teilweise gigantischen Müllbergen zu kämpfen. Aber: Auch das Konzert am Samstagabend kann für reichlich Müll sorgen. Als Besucher haben wir häufig wenig Einfluss darauf, ob Veranstalter die Möglichkeit bieten, den Müll zu trennen. Stehen allerdings unterschiedliche Müllbehälter bereit, solltet Ihr sie auch verwenden. Nichts ist nerviger, als nach der Veranstaltung endlos Müll zusammenzufegen – denn dieser Arbeitsschritt lässt sich leicht vermeiden, indem alle Teilnehmer respektvoll handeln. Nachhaltigkeit meint nämlich nicht nur, den Planeten vor einer Eskalation der Klimakrise zu bewahren, sondern hat auch einen bedeutenden sozialen Aspekt: Denn nur durch globale Rücksichtnahme kann ein Zusammenleben aller Menschen und Spezies gewährleistet werden.
5. Ökologisches Merchandising kaufen
Unsere Wegwerfgesellschaft macht der Erde schwer zu schaffen. Teil dessen sind zahlreiche Unternehmen, die billig in Entwicklungs- und Schwellenländern produzieren lassen. Nicht nur sind Sicherheitsstandards in zahlreichen Textilfabriken nicht gegeben, auch reist das Endprodukt – wie die meisten unserer Lebensmittel – um die halbe Welt, um endlich am Merch-Stand der Lieblingsband zu landen. Das belastet den Planeten.
Genau wie es Firmen gibt, die Jeans und Oberteile nachhaltig produzieren, gibt es auch Unternehmen, die auf fair gehandelte, ökologisch hergestellte Merch-Produkte setzen. Feine Sahne Fischfilet arbeiteten in der Vergangenheit zum Beispiel mit „DNA Merch“ aus Berlin zusammen, die unter anderem für eine transparente Produktionskette sorgen.
Fragt am Merch-Stand einfach mal nach – vielleicht werdet Ihr ja mit fairen Bandshirts überrascht. Dann trägt sich das T-Shirt gleich noch ein bisschen stolzer.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Musikexpress.de