Warum dauert die Umbaupause vor Konzerten immer so lange?
Nach der Vorband dauert es immer ziemlich lange, bis es dann endlich bei einem Konzert losgeht. Die Gründe sind nicht jedem bekannt.

Wer kennt das nicht: Man freut sich viele Wochen lang auf den Besuch eines Konzertes. Viele Songs noch einmal gehört, vorbereitet für die Location, den kürzesten Fahrtweg genommen. Doch in der Halle oder im Stadion will die Zeit einfach nicht so schnell vergehen.
Nicht schlimm, es gibt ja etwas zu trinken und genügend Snacks. Außerdem kann man sich ja mit seiner Begleitung oder anderen Fans unterhalten.
Doch nachdem auch die nicht immer vergnügsame Vorband geschafft ist, kommt die richtige Geduldsprobe. Minuten lang geben sich auf der Bühne Techniker und Soundexperten buchstäblich die Klinke in die Hand. Geht das nicht auch schneller? Die Antwort darauf ist für rastlose Seelen ernüchternd – aber sie bringt eben auch einen größeren Live-Genuss.
Wie ist das mit dem Auf- und Abbau bei Vorbands?
Die Hauptband und Main Acts haben in der Regel eine aufwendigere Bühnenproduktion. Das heißt: große Backline (Verstärker, Drums, Keyboards etc.), aufwendig programmierte Lichtshows, Monitore, Mikrofonierungen, eventuell sogar Videoelemente oder bewegliche Bühnenelemente. Würde dieses gesamte Setup bereits vor dem Auftritt der Vorband aufgebaut werden, würde es dieser buchstäblich den Raum nehmen – sowohl physisch als auch atmosphärisch.
Deshalb wird vor dem Konzert meist ein sogenannter „Rolling Risers“-Aufbau genutzt. Die Backline der Hauptband steht bereits auf fahrbaren Plattformen im Backstagebereich oder seitlich der Bühne bereit. Sobald die Vorband ihre Show beendet hat, wird deren Equipment möglichst schnell entfernt und das der Hauptband bzw. des Main Acts zügig auf die Bühne gerollt. Das minimiert den Umbauaufwand und die Zeit dazwischen.
Warum kann man den Soundcheck nicht früher machen?
Ein Soundcheck in einer leeren Halle oder einem Open-Air-Gelände liefert andere akustische Ergebnisse als ein Soundcheck kurz vor dem Konzert mit Publikum. Menschen absorbieren Schall, besonders in den Mitten und Höhen, was den Klang auf der Bühne und im Zuschauerraum verändert.
Daher wird nach der Vorband bzw. dem Main Act oft ein sogenannter Line Check gemacht. Das ist kein vollständiger Soundcheck, sondern ein kurzer technischer Durchlauf. Alle Kabel, Instrumente, Mikros und Monitore werden überprüft, um sicherzugehen, dass nichts während des Vorband-Sets verstellt oder beschädigt wurde. Dieser Line Check ist auch die letzte Gelegenheit, kleine Anpassungen vorzunehmen, bevor der Headliner auftritt.

Wieso wird soviel Wert auf die Position des Equipments gesetzt?
Das Equipment der Hauptband bzw. des Main Acts ist nicht nur teurer, sondern auch empfindlicher – insbesondere bei Tourproduktionen mit In-Ear-Monitoring, digitalen Mischpulten, computergestützten Lichtsystemen und Effekten. Würde es bereits vor der Vorband vollständig aufgebaut sein, bestünde das Risiko, dass durch die Bewegung der Vorband-Musiker etwas beschädigt wird, Kabel versehentlich herausgezogen werden und sich Einstellungen an Mischpulten oder Monitorwegen verändern. Deshalb bleibt das Setup der Hauptband im Hintergrund, bis sie „an der Reihe“ ist.
Wieso beginnen Konzerte oft zu genau geplanten Uhrzeiten?
Auf Tourneen ist der Zeitplan in der Regel minutiös durchgetaktet: Ankunft, Aufbau, Lichtfokus, Soundcheck, Catering, Meet & Greet, Show, Abbau, Weiterfahrt. Die Vorband hat typischerweise einen kurzen Slot für Soundcheck oder nur einen virtuellen („Line-Check-only“) vor dem Einlass. Danach wird die Bühne bereinigt, damit die Halle geöffnet werden kann. Sobald das Publikum drin ist, sind größere Umbauten riskant. Das eigentliche Hauptsetup bleibt also zurückgehalten, bis es wirklich gebraucht wird.
Nach der Vorband ist dann die Umbauphase dran. Auch wenn die Zeit vielen länger vorkommt: In der Regel gibt es 20–30 Minuten Pause. Währenddessen läuft der präzise abgestimmte Bühnenumbau.

Wieso wird Umbaupause manchmal bewusst in die Länge gezogen?
Nicht zuletzt hat all das auch eine dramaturgische Funktion: Der Umbau und das anschließende Lichtdunkel mit Intro sind einfach Teil der Inszenierung. Hätte die Hauptband vorher schon alles sichtbar gemacht oder gar selbst einen Teil des Checks übernommen (kommt vor, ist aber selten!), ginge ein Teil des Überraschungsmoments verloren.
Der Augenblick, in dem das Licht ausgeht und der Sound anrollt, soll beeindrucken – und wirkt nur dann richtig, wenn das Publikum bis dahin noch nicht alles schon wahrgenommen hat.