Konvoi in Schwarz: Kraftklub live in Berlin

„Benehmt Euch! Wir haben keinen Bock, dass auf einmal alle Mädchen wegbleiben!“ Das Spontan-Konzert der Chemnitzer in Berlin wird zur Party.

„Ladet euch unser Album illegal runter! Und wenn es euch gefällt, dann kauft es euch!“ – so machen Kraftklub derzeit Werbung für ihr zweites Album, „In schwarz“.

Doch selbst die Plattenfirma der Band dürfte keine Probleme mit dieser Aufforderung haben. Denn das Album gefällt einigen. Seit rund einer Woche sind die Chemnitzer auf Geheim-Tour und spielen so, trotz sehr kurzfristiger Ankündigungen, täglich vor mehreren tausend Fans. Am Donnerstag machten Kraftklub Station in Berlin, auf dem Gelände der Arena in Treptow.

Mit der sogenannten „Konvoi in schwarz“-Tour wollen sie so sieben Konzerte an sieben Tagen spielen. Die Route können die Fans über GPS-Geräte in den Fahrzeugen der Band verfolgen und so schon vorher erraten, in welcher Stadt die Band wohl als nächstes spielt.

Eintritt zahlen muss für diese Konzerte niemand. Die Bändchen für die Auftritte gibt es aber auch nicht ganz umsonst: Kraftklub fordern ihre Fans auf, möglichst oft den Hashtag „#inschwarz“ in den sozialen Netzwerken zu teilen. Erst wenn alle zusammen eine bestimmte Anzahl davon geposted haben, bekommen sie den Ort genannt, an dem es die begehrten Bändchen gibt.

Nun haben die fünf Musiker also auch in Berlin Halt gemacht und ihr neues Album präsentiert. Bei der Bändchen-Ausgabe war der Andrang so groß, dass viele leer ausgegangen sind. Doch als Entschädigung wurde der komplette Auftritt im Radio übertragen.

Neben der unkonventionellen Art der Bekanntgabe des Konzerts hat sich die Band auch noch etwas anderes ausgedacht, um aufzufallen: Auf der Konvoi-Tour spielen Kraftklub von einem umgebauten Bus aus mit Bühne auf dem Dach – die Band hat dort oben zwar kaum Platz, dafür kann das Publikum aber auch von ganz hinten alles verfolgen.

Schon während des Openers „Hand in Hand“ ist klar: Die Jungs von Kraftklub können ihr Publikum nach wie vor zum Feiern animieren – und das mit Songs aus nur einem neuen Album!

Die Fans sind komplett gemischt: Neben den 15-Jährigen Mädchen stehen Familienväter. Sie alle steigen schließlich auch sofort in die Bühnenshow ein und klatschen, springen, tanzen und helfen sich gegenseitig auf. In Berlin hatten die Fans nun eine Woche Zeit, um die Lieder zu studieren – und das wurde auch schnell deutlich: Denn schon beim zweiten Song „Wie Ich“ übernimmt das Publikum den Gesang im Intro. Die ersten T-Shirts sind da schon schweißnass vom Bad in der Menge.

Um alle Kritiker an dieser Stelle schon zu beruhigen: Nein, Kraftklub haben nicht ihre „Ich will nicht nach Berlin“-Parole vergessen. In der Hauptstadt lässt sich dieses Lied ja wohl auch am besten feiern, und deshalb widmen sie es schließlich den Zuschauern in einem Boot auf den Spree, die hinter dem Publikum fließt.

„Wir wollen gar nichts – wir haben darüber ein Lied geschrieben!“, kündigt Sänger Felix schließlich einen weiteren neuen Song an und fängt dann auch schon an zu singen, ohne noch weiter auf das ernste Thema des Liedes einzugehen: Mit „Meine Stadt ist zu laut“ berichten Kraftklub zwar über das ihnen sehr wichtige Thema der sterbenden Club-Kultur – sie lassen dann den Liedtext für sich sprechen.

Mittlerweile ist die Stimmung in der Menge weiter gestiegen. Nasse T-Shirts und oberkörperfreie Fans sind jetzt definitiv in der Überzahl. Die besonders Wilden versucht Felix dann mit einer Bitte etwas zu beruhigen: „Benehmt Euch! Wir haben keinen Bock, dass auf einmal alle Mädchen wegbleiben“, ruft er ihnen zu und muss darüber dann auch nach einem kurzen Blick zu den anderen Bandmitgliedern lachen.

Eine Stunde war für das Geheim-Konzert geplant. Am Ende überziehen Kraftklub dieses Limit allerdings doch. Das Publikum dankt es ihnen mit Beifall und Zugabe-Rufen – nachdem es schon eine Zugabe gab, natürlich. Die Jungs aus Chemnitz haben es ja selbst schon gesagt: Kraftklub wollen nichts. Kraftklub machen einfach – zum Glück.

Setlist:

1. Hand in Hand

2. Wie Ich

3. Ich will nicht nach Berlin

4. Irgendeine Nummer

5. Für immer

6. Deine Gang

7. Zwei Dosen Sprite

8. Alles wegen Dir

9. Meine Stadt ist zu laut

10. Karl-Marx-Stadt

11. Unsere Fans

12. Songs für Liam

13. Randale

14. Scheissindiedisko

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