Knisternde Magnetbänder
Auch wenn Kitty, Daisy & Lewis nun ihre eigenen Songs schreiben – retro sind sie geblieben.
Sie hätten es sich einfach machen können. Hätten sie das nächste dirty dozen aus dem Jukebox-Fundus von Louis Jordan, Johnny Horton und, nun ja, Canned Heat geborgen und damit auch ihr zweites Album „Smoking In Heaven“ bestückt. Aber die einfache Tour war einfach nicht das Richtige für die Durham-Geschwister.
„Die Covers auf dem Debüt haben wir seit Kindesbeinen gespielt,“, erläutert Daisy, „jetzt wollten wir unbedingt eigene Songs schreiben. Einige sagen, das Album klinge so britischer.“ – „Wir haben Einflüsse verarbeitet, die beim ersten Album auf der Strecke geblieben sind“, ergänzt Kitty. Zwei Instrumentals haben es so auf das Album geschafft. „Wobei“, so Lewis, „zu jammen für uns völlig normal ist. Wir lassen das Band laufen und improvisieren.“
Dabei handelt es sich immer noch um ein knisterndes Magnetband, im wertkonservativen Umfeld des Trios schätzt man den Zauber des Analogen. Auch das neue Album wurde daheim mit Raincoats-Mom Ingrid und Dad Graeme aufgenommen. Und der Titel? „Mein Vater“, erzählt Kitty, „hatte diesen Traum, in dem meine Mutter vorschlug, das Album solle, Smoking In Heaven‘ heißen. Es steckt keine große Botschaft dahinter. Wir wollen jedenfalls keine Lanze fürs Rauchen brechen.“
Zur erweiterten Durham-Familie gehört inzwischen auch Eddie „Tan Tan“ Thornton, der schon Mitte der 60er-Jahre bei den Blue Flames von Georgie Fame („Yeh Yeh“) und auf „Got To Get You Into My Life“ von den Beatles mitmitschte. Der bald 80-jährige Trompeter aus Jamaica sorgt im Verbund mit Posaunist Rico Rodriquez für etwas Ska-Feeling. „Schon bei den ersten Proben sagte Tan Tan, dass er einen solchen Vibe schon lange nicht mehr gefühlt hätte“, sagt Daisy. „Für uns würde es sonst mit keinem Trompeter so gut funktionieren.“
Neben Dustin Hoffman („Last Chance Harvey“) und für Leander Haußman („Dinosaurier“) haben Kitty, Daisy & Lewis inzwischen vor der Kamera gestanden, mit Coldplay war man auf US-Tournee. „Lustig war zu sehen, dass viele Amerikaner keine Ahnung von ihrer heimischen Musik haben“, so Lewis, „den Blues mussten ja auch erst die Stones in die USA zurückbringen!“ Gerade sind Lewis und die Retro-Sisters aus Berlin zurück. Im Handgepäck steckt die Werkschau von Udo Lindenberg, der sie für seinen nächsten Coup gewinnen will. „Wir sollten besser den Mund darüber halten“, kichert Kitty. jörG Feyer