Klage von Esmé Bianco: Marilyn Manson streitet alles ab
Nach einer Welle von Anschuldigungen des Missbrauchs gegen Marilyn Manson erhebt Esmé Bianco als erste Betroffene öffentlich Klage vor Gericht — Manson bestreitet allerdings weiterhin.
Trotz einer Welle an Vorwürfen des sexuellen, körperlichen und emotionalen Missbrauchs, die seit Monaten gegen ihn aufkommen, weist Musiker Marilyn Manson alle Anschuldigungen zurück.
Seit Evan Rachel Wood ihre Missbrauchserfahrungen geschildert hat, solidarisierten sich unter anderem Phoebe Bridgers sowie Wolf-Alice-Sängerin Ellie Rowsell mit Wood und teilten Erlebnisse. Mit Esmé Bianco ging eine weitere ehemalige Partnerin Mansons mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit. Am 30. April reichte sie nun offiziell Klage beim Gericht der Stadt Los Angeles ein.
Manson habe Bianco unter Vortäuschung eines Schauspiel-Auftrags in sein Haus geholt
Bianco sagte darin aus, dass Marilyn Manson gegen das Menschenhandelsgesetz verstoßen habe, als er sie von England nach Kalifornien unter falschen Arbeitsversprechungen gebracht habe. Er habe ihr Rollen in Musikvideos zugesichert, die letztendlich niemals zustande kamen.
Die Klage führt an, das Marilyn Manson — sein bürgerlicher Name ist Brian Warner — Esmé Bianco im Jahre 2009 nach Los Angeles flog, um ihr eine Rolle in seinem Musikvideo „I Want to Kill You Like They Do in the Movies” zu geben.
Ebenso steht in der Anklageschrift, dass Bianco daraufhin gezwungen war, in Mansons Privathaus zu übernachten und nicht wie abgesprochen in einem Hotel. Zudem sei für den Dreh kein Filmteam anwesend gewesen, sondern nur Manson selbst, der mit einem Handy gefilmt habe.
Sexueller Missbrauch statt Videodreh
Manson habe Bianco Essen und Schlaf verweigert und stattdessen Alkohol und Drogen gegeben. Daraufhin habe er sie in einem Schlafzimmer eingesperrt, sie ausgepeitscht, ihr Elektroschocks gegeben. Er habe sie gezwungen, Sex mit einer anderen Frau zu haben und ihr gedroht, nachts in ihr Schlafzimmer zu kommen, um sie zu vergewaltigen. Das versprochene Musikvideo wurde niemals veröffentlicht.
Auf die Anklage hin äußerte sich Mansons Anwalt Howard E. King: „Die Beschuldigungen sind nachweislich falsch. Die Klage wurde erhoben, nachdem mein Klient nicht auf die enormen finanziellen Forderungen Frau Biancos sowie ihres Anwalts eingegangen war, stützend auf einem Ereignis, das niemals stattfand. Wir werden diese Vorwürfe vehement vor Gericht bestreiten und sind sicher, dass wir uns durchsetzen werden.“
Die Klage führt weiter aus, dass Manson und Bianco später im Jahr 2009 eine Fernbeziehung begannen. 2011 habe Manson Bianco erneut für einen angekündigten Dreh nach Los Angeles geholt. Angeblich, um in seinem Film „Phantasmagoria“ mitzuwirken, auch wenn dieses Projekt auch niemals umgesetzt worden sei.
Posttraumatischen Belastungsstörungen: Eine Folge des Missbrauchs
Während dieses Aufenthalts habe Manson Bianco nicht erlaubt, das Haus ohne seine Erlaubnis zu verlassen. Er habe sie in seinem Haus mit einer Axt verfolgt, sie ohne ihre Einwilligung mit einem „Nazi-Messer“ geschnitten und die Fotos ins Netz gestellt.
Auch Esmé Biancos Anwalt Jay D. Ellwanger meldete sich in der Öffentlichkeit zu Wort: „Es hat Jahre gedauert, bis Frau Bianco die Tragweite von Brian Warners physischem, sexuellem, psychischem und emotionalem Missbrauch verarbeiten konnte. Ihre Karriere litt unter der Verschlechterung ihrer mentalen Gesundheit. Sie hat in Folge der Ereignisse mit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen. Angstzustände, Depressionen und Panikattacken sind bis heute ein Resultat davon.“
Angst um Sicherheit als Grund der späten Klage
Die Klage führt zudem die Gründe aus, warum Bianco nicht schon früher mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen ist. Bianco gab an, sie habe Angst um ihre Sicherheit gehabt, falls sie nicht auf Mansons Forderungen eingegangen wäre, weswegen sie sich nicht an die Justiz wenden konnte. Ihr Anwalt Ellwanger bestätigte jedoch, dass sie nun bereit gewesen sei, mit dem FBI sowie der Polizei zu reden.
Ihren Fall trug Esmé Bianco zum ersten Mal im Februar dieses Jahres an die Öffentlichkeit. In einem Statement erklärte sie, sie hoffe, dass ihr Fall auch andere ermutigen wird, über ihre Missbrauchserfahrungen zu reden. Zuvor hatte bereits Mansons Ex-Partnerin Evan Rachel Wood ähnliche Vorwürfe geäußert. Als Reaktion auf die Missbrauchsvorwürfe mehrerer Frauen kündigten Marilyn Mansons damaliges Musiklabel sowie Booker die Zusammenarbeit.
Nicht der einzige Fall — Manson bestreitet jedoch weiter
Marilyn Manson äußerte sich zuvor über die Vorwürfe auf Instagram und gab an, sie seien „schreckliche Verzerrungen der Realität“. Ferner seien seine intimen Beziehungen immer „im gegenseitigen Einverständnis“ geführt worden. Und nun würde „die Vergangenheit falsch dargestellt werden“.
Neben den öffentlich bekannten Vorwürfen bestätigte zudem ein Leiter der Polizeibehörde, dass im Februar Ermittlungen in einem weiteren Fall gegen Manson eingeleitet wurden. Es handle sich um Missbrauchsvorwürfe und häusliche Gewalt in einer Beziehung, die Manson von 2009 bis 2011 geführt habe. Die Klagestellerin möchte unbekannt bleiben.
+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf musikexpress.de +++