Kitsch der Siebziger
In Kanada mussten sich Zeus ihre Karriere hart erarbeiten – immerhin half Leslie Feist mit einem Studio aus
Weil gerade kein Kissen zur Hand war, schlug der Kanadier Carlin Nicholson gegen etwas sehr Hartes. Was er traf, sagt er nicht. Aber das Resultat, eine gebrochene Hand, schmerzt ihn doch sehr. „Manchmal“, sagt er, „passieren eben Dinge aus blinder Wut.“ Na ja, der Gips soll in zwei Wochen runter. Also alles in Butter, könnte man meinen.
Nun ist die Situation in Kanada für Musiker nicht die beste, sagt Nicholson. Vielleicht erklären diese Umstände auch seine Wut. Es ist nämlich so, meint er, dass man wohl nie von einer kanadischen Band hören würde, gäbe es nicht die staatlichen Förderprogramme. Im Nachbarland Amerika gebe es unzählige Labels und Möglichkeiten zu spielen – „aber Kanada!“. Ab 20.000 verkauften CD-Einheiten könne man sich immerhin für Subventionen bewerben, die eine Art Sonder-Steuer für im Radio gespielte Stücke garantieren, die dann an die Bands ausgeschüttet wird.
Immerhin gibt es ja Feist, und weil Zeus mit Feist und ihrem Tontechniker Robbie Lackritz befreundet sind, durfte die Band „Bustin Visions“ in Feists kleinem Landhaus aufnehmen. Zwei Stunden von Toronto.
Am Klavier des verstorbenen Vaters komponierte Nicholson „Love In A Game“. Der heitere Schunkler, seventies-rockig wie der Rest von „Busting Visions“, erzählt davon, Liebe auch in den kleinsten Dingen zu finden. Warum nicht, wenn der Sohn aus Apfelschalen Burgen baut? Das mag kitschig klingen, aber Nicholson hat keine Angst vor Kitsch. Wer seiner Frau den Heiratsantrag auf dem Eiffelturm macht, für den geht das schon in Ordnung.