King Crimson
Bonn, Kulturhalle
Achtung, Rock-Legende! Durch ein Zeltdach vor den Unbilden der Natur geschützt, hatten sich mehrere tausend Fans auf dem Außengelände der Kultur- und Ausstellungshalle Bonn eingefunden, um den Dinosauriern des Progressive Rock zu huldigen. Das Vorurteil vieler, bei einer Veranstaltung dieser Art hauptsächlich auf verkopfte Mittvierziger zu treffen, fand hier jedoch keine Bestätigung. Denn auch an jüngeren Semestern scheinen die komplexen Klangexperimente der Band nicht spurlos vorübergegangen zu sein.
Warum auch? Schließlich hat der Gitarrist und Sänger Adrian Belew ja gerade erst mit seinem Gastspiel auf dem neuen Album der Nine Inch Nails nahe gelegt, dass ein zeitgemäßer Umgang mit Musik nicht unbedingt ein Privileg der Jugend sein muss. Für diese Symbiose aus jahrzehntelanger Erfahrung und frischem Wind steht auch die aktuelle Besetzung von KC, die nach dem ersten Song selbst beim eingefleischtesten Fan die Trauer um die Abwesenheit von Bill Bruford und Tony Levin vergessen machte. Die „Neuen“, Pat Mastelotto und Trey Gunn, sind natürlich auch keine unbeschriebenen Blätter, hatten sie doch bereits auf den „ProjeKCt“-Alben im Zusammenwirken mit Robert Fripp bewiesen, dass sie auch das Komplizierteste beherrschen.
So hochkarätig bestückt, nahmen Crimson die Zuhörer mit auf eine Reise zum Mittelpunkt ihres Universums. Songs wie „The ConstruKction Of Light“ und „Into The Frying Pan“ zeigten in eindrucksvoller Weise, wie sich zwei ambitiöse Gitarristen auf das Erstaunlichste ergänzen, ohne sich dabei nur im Geringsten in die Quere zu kommen. Unterstützt von Polyrhythmik-Orgien der Drum’n’Bass Abteilung, schwangen sich Fripp und Belew zu den waghalsigsten Improvisationen auf. Neben geradezu zerbrechlichen Gitarren-Arrangements bewies die Band mit Songs wie „The World’s My Oyster Soup“ oder dem überragenden „Prozac Blues“, dass sie auch in der härteren Gangart zu Hause ist.
Für einen runden Abschluss des Abends sorgte Adrian Belew mit seiner akustischen Version des King Crimson-Klassikers „Three Of A Perfect Pair“, mit dem er noch einmal nachhaltig seine herausragenden Fähigkeiten als Frontmann und Sänger unterstrich. Die Prog-Rock-Gemeinde, oft mit Häme bedacht, dankte gerührt.