kinderKram
Justin Bieber schreibt mit 16 seine Autobiografie – zu früh? Joachim Hentschel blättert vor.
War klar, dass es wahnsinnig schwer werden würde. Dass der 16-jährige Justin Bieber sich in seiner langen, dornenreichen Karriere gegen alle Kleinkindervorurteile würde behaupten müssen, gegen Spötter und Feinde des Femininen. Aber jetzt steht er hier, hat als größter Popstar der Welt Lady Gaga ausgestochen (mit 253 Millionen Klicks für „Baby“, das meistgesehene YouTube-Video überhaupt), wird von reifen Frauen begehrt, von Friseuren kopiert. Und kündigt endlich seine Memoiren an: „First Step 2 Forever: My Story“ soll im Oktober als Hardcover erscheinen. Natürlich begleitet vom Geunke, ein Teenager könne doch keine Autobiografie schreiben. Es wird Parodien geben, in denen von schikanösen Hausaufgaben und der anstrengen-den Froschjagd die Rede sein wird. Doch in Wahrheit hat Bieber genug mitgemacht: eine verheerende terroristische Attacke auf seine Heimat, zwei gro-ße Kriege, eine Wirtschaftskollaps, die schlimmste Ölpest aller Zeiten. Was es da nicht alles zu erzählen gibt! Goethe begann „Dichtung und Wahrheit“ mit 59, aber hat sich das Lebenstempo junger Leute in den letzten 200 Jahren nicht mindestens vervierfacht? Und waren sich bei Günter Grass‘ „Vom Häuten der Zwiebel“ mit den Waffen-SS-Enthüllungen nicht alle einig, dass der Autor seine Erinnerungen mit knapp 80 Jahren viel zu spät vorlegte? So gesehen macht Justin Bieber nun alles richtig. Bleibt zu hoffen, dass sein literarisches Vermächtnis an die Welt, seine große Zeitbilanz, alle Fragen beantwortet – so wie neulich der Kurzdialog mit David Letterman. Letterman: „Holt deine Mama dich nach der Show ab?“ Lachen im Saal. Bieber: „Ja, das tut sie.“ Stille.
Was man gerade auf dem Schulhof hört
Miranda Cosgrove „Kissin U“
Ke$ha „Your Love Is My Drug“
Gentleman „To The Top“
Revolverheld „Keine Liebeslieder“
Die Atzen „Rock die Scheiße fett“