kinderKram

Lena wird 20, geht vorher zum Eurovision Contest. Warum sind nur alle so genervt davon? Joachim Hentschel klärt auf.

Neulich saß ich im Frühstückscafé im Dienstbereich einer hochmotivierten, gerade deshalb sehr anstrengenden Jungkellnerin. Jeder Wunsch, jede Brotschreibe wurde von ihr crazy oder unangebracht vertraulich kommentiert – was meine Begleiterin zu dem Urteil reizte, die Frau sei doch „ein bisschen Lena-übertrieben“. Vernichtend. Nur ein Jahr ist es her, dass das Girl erst Deutschland und dann die restliche Eurovision „verzauberte“ (so sagte man), den Song Contest gewann. Doch schon heute gilt der Name Lena als Synonym für gespielte Authentizität und zudringlich Kindchenhaftes. Am 23. Mai wird Lena Meyer-Landrut 20, davor soll sie am 14. Mai in Düsseldorf den Eurovisionspreis verteidigen, nachdem sie Anfang April in der „Sesamstraße“ aufgetreten ist (siehe Bild), ihre vielleicht nur mittelgut besuchte Tour hinter sich gebracht hat und seit Anfang Mai täglich von Pro Sieben und/oder ARD ausgestrahlt wurde. Die Überpräsenz wird auch das letzte Lena-Zauberstäubchen beseitigen, aber sie hat ihren guten Zweck: Länger als zwölf Monate dauern Casting-Folgekarrieren ohnehin selten – warum soll man sich dann nicht wenigstens mit einem schmerzhaften Riesen-Bäng verabschieden? Und eines muss das maulende Publikum ja mal lernen: Dass man sich auch die Stars, die man per Voting gemacht hat, nicht so einfach wieder wegwünschen kann, sobald man keine Lust mehr hat. Dass man mit den Folgen solcher Entscheidungen dauerhaft leben können muss. Um das nicht zu vergessen, brauchen wir eigentlich noch viel mehr Lena – und der doofe Eurovision Contest sollte doch ein zweites Mal zu gewinnen sein. Wer dann nicht klatscht, darf sich eine Runde lang so richtig typisch deutsch fühlen.

Was man gerade auf dem Schulhof hört

Snoop Dogg vs. David Guetta „Sweat“

Alexis Jordan „Happiness“

The Black Pony „Scars And Bruises“

Milow „You And Me“

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