Kinderkram

Geht es an deutschen Schulen immer noch so irre, chaotisch und niveaulos zu? Joachim Hentschel hat nachgelesen.

Lange nichts mehr von der Pisa-Studie gehört. Vor zehn Jahren war sie noch die Mutter aller deutschen Horrormeldungen, heute sind die Gymnasiasten von damals längst Anwälte, Wäschereiunternehmer oder Ebay-Powerseller, also bestens untergebracht. In der letzten Pisa-Ausgabe von 2010 lagen die deutschen Kinder im hässlichen, soliden Mittelfeld, weshalb die Hamburger auch guten Gewissens ihre Schulreform kippen und die Bundesländer die Verkürzung der Gymnasialzeit weitertreiben konnten. Die 19-jährige Berlinerin Viviane Cismak hat im Frühjahr zur Sicherheit erst noch ihr Abitur vollendet (mit 1,8), bevor sie nun „Schulfrust – 10 Dinge, die ich an der Schule hasse“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9.95 Euro) veröffentlicht hat: eine Art Sarrazin-Buch fürs Klassenzimmer, in dem die Autorin unter anderem feststellt, dass deutsche Lehrer nicht streng genug sind, Kinder von Geringverdienern gegenüber Hartz-IV-Schülern benachteiligt und die Pausenhöfe von muslimischen Söhnen regiert werden. (In einem Kapitel geht sie auch zu einigen ihrer deutsch-türkischen Liebeleien sehr ins Detail, was als Auflockerung willkommen ist.) Man solle endlich den Bildungsföderalismus abschaffen und den Lehrern die Privilegien kürzen, schreibt Cismak zum Schluss – konsequent, aber ist das der richtige Weg? Haben wir nicht von den Banken gelernt, dass Pressalien nur dazu führen, dass alle guten Kräfte ins Ausland abwandern? Vielleicht sollte man an Schulen auch Bonus-Regelungen einführen, oder einfach Guttenberg aus Connecticut zurückholen. Ihn zum Bildungsminister machen und die Schulpflicht abschaffen lassen. Eine Freiwilligenarmee für deutsche Klassenzimmer – so wird Lernen wieder cool!

Was man gerade auf dem Schulhof hört

Demi Lovato „Skyscraper“

Tim Bendzko „Wenn Worte meine Sprache wären“

Die Atzen „Hasta La Atze“

Colonel Reyel „Celui“

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