kinderKram

Pietro Lombardi ist der erfolgreichste „DSDS“-Gewinner seit Jahren – weil er so dumm ist? Joachim Hentschel reflektiert.

Die Gefahr, dass hier das große Jugendidol fürs nächste Jahrzehnt heranwächst und die Erwachsenen wirklich gar nichts davon mitkriegen, besteht tatsächlich: In den ARD-Radioanstalten, zwischen Presseschau, „Zuschauen, entspannen, nachdenken“ und „SWR Kulturkalender“, also da, wo die großen Leute zuhören, sei der Nummer-eins-Hit von Pietro Lombardi fast komplett unterschlagen worden, meldete im Mai die „Bild“-Zeitung. Ein ARD-Sprecher stritt das zwar ab, aber wundern würde es uns auch nicht: Lombardi, 19, Gewinner der letzten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“, könnte schon als direkter Angriff auf den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag verstanden werden. Der Sohn eines italienischen Vaters verließ die Karlsruher Hauptschule ohne Abschluss, hielt sich mit dem bereits legendären 400-Euro-Job als Swarovski-Steinleger in einer Schmuckwerkstatt über Wasser. Wirkte auch im Fernsehen nicht arg helle, dafür umso netter. Und hielt dann auch noch beim Idiotentest eines (privaten!) Radiosenders die erogene Zone für ein Tempolimit für Autofahrer. Nach den wütend um Respekt ringenden Dusseln wie Zlatko, Mehrzad oder Medlock steht nun also ein Simplizissimus auf der Bühne, der sich ohne jeden Ehrgeiz am einfachen Leben freut – und dafür so grell umjubelt wird wie schon lange kein Casting-Typ mehr. Soll man das etwa schon wieder mit der Wirtschaftskrise erklären, die selbst die Kinder ins noch Kindischere fliehen lässt? Immerhin covert Lombardi auf seinem Album „Que Sera Sera“ von Doris Day: philosophisch zweifelhafter Determinismus, aber herrlich entspannt. Im Vergleich zum hektischen, YouTube-Klick-süchtigen Justin Bieber haben wir jedenfalls das bessere Teenager-Idol.

Was man gerade auf dem schulhof hört

LMFAO „Party Rock Anthem“

Bruno Mars „The Lazy Song“

Cascada „San Francisco“

Peilomat „Petrus und Rudi Carrell“

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