kinderKram

Die deutsche „Micky Maus“ feiert bald 60. Geburtstag. Lohnt sich die Lektüre noch? Joachim Hentschel probiert’s.

Da schaut man zum ersten Mal seit über 20 Jahren in die „Micky Maus“ – und dann liegt ein Furzkissen bei! Ganz wie der spießige Betrachter vermutet: Auch in der Disney-Welt verfallen nach und nach Geschmack und Sitten, damit die Jugend in rauen Zeiten noch ein bisschen dabei bleibt. Ein „Micky Maus“-Abonnement trug ja noch in den 80er-Jahren durchaus zur humanistischen Erziehung bei, von den Sprachblüten der Redakteurin Dr. Erika Fuchs bis zur Erkenntnis, dass das Glück eines Gustav Gans einen nicht zum guten Menschen macht. 1951 erschien das erste deutsche Heft, 1981 hatte man eine Auflage von rund 400.000, worüber heute ja schon der „Focus“ froh wäre. Im 60. Jahr verkauft „Micky Maus“ noch knapp 160.000 Stück und hat das Furzkissen wohl doch nur als Karnevalskompromiss beigelegt, denn im Heft ist noch vieles wie früher: Donald bewirbt sich bei der Entenhausen-Version von „DSDS“, Dagobert gräbt im All nach Gold, Micky kämpft (in der wohlbekannten Hose) gegen einen prominenten Ganoven. Sogar eine Witzseite gibt es noch, und kleine Leser, die gezeichnete Donalds einschicken – es ist fast zu schön. Zum Jubiläum im August hat der Ehapa-Verlag schon mehrere Sonderhefte angekündigt, unter anderem ein „Lifestyle-Heft über Donald Duck für Erwachsene“, über das wir keinen Witz machen, weil wir es natürlich gerne lesen und die enthaltenen Tipps befolgen wollen. Denn wenn das mit der Demografie und der geistigen Flucht vor dem Erwachsenwerden so weitergeht, wird die „Micky Maus“ sich in 20 Jahren wohl eh im Herren- und Damenzeitschriftenfach platzieren. Mit lustigem Senf als Beilage, den man Kollegen in der Mittagspause in die Croissants schummeln kann. Harmloser Spaß tut so gut.

Was man gerade auf dem Schulhof hört

Avril Lavigne „What The Hell“

Boyfriend „Big Time Rush“

Marteria „Sekundenschlaf“

The Wanted „Lose My Mind“

Jenix „Here We Go Again“