kinderKram
Was machen eigentlich Tokio Hotel? Und wie lange noch? Joachim Hentschel klärt auf.
Nicht vergessen: Die Bay City Rollers wollte nach gut drei Jahren keine Sau mehr hören, die New Kids On The Block nach vier. Und das in einer Ära, in der junge Leute keine Ablenkungen hatten außer drei TV-Programmen und den Gimmicks, die in Müslischachteln versteckt waren. Tokio Hotel hatten ihren ersten Hit 2005, dafür halten sie noch ganz gut durch. Obwohl man auch ohne Shell-Jugendstudie riecht, dass die zwölfjährigen Girls von damals ihre Tokio-Hemden heute nur noch zum Malern anziehen. Der „NME“ hat die Band eben wieder für seinen Award als „schlechtesten Act“ nominiert, Dieter Bohlen zog über ihre angeblich miesen Platten- und Ticketverkäufe her – dabei ist viel alarmierender, dass im Internet die hater immer weniger werden, die Fans in den Foren plötzlich unter sich sind und nicht mehr wissen, worüber sie reden sollen. Bill Kaulitz machte mit Alice Cooper Werbung für Saturn, unterhielt sich auf Arte mit Wolfgang Joop über die Hundehaltung. Und dann war da die Charity-Versteigerung in der Frankfurter Scholl-Schule, in der ein Treffen mit Bill und Bruder Tom – die mittlerweile in L.A. leben – für nur 2.000 Euro wegging. Was zweierlei heißen kann: dass die Zwillinge als Idole abgeschrieben sind – oder dass ihre Anhänger nun schlau genug sind, um zu wissen, dass ein Meet & Greet nur lästige Aufregung und wenig Sex bringt. Wenn ich Tokio Hotel wäre, würde ich mich jetzt möglichst schnell trennen, Bill und Tom als Konkurrenten ins Rennen schicken, die ihre Platten am selben Tag veröffentlichen und Shows immer simultan in derselben Stadt spielen. Und 2013 Wiedervereinigung feiern. Da sind die ersten Fans schon medizinisch-technische Assistentinnen und wissen endlich, dass sie nie mehr im Leben so viel Spaß haben werden wie damals mit 16. Genau so beginnt Nostalgie.
Was man gerade auf dem Schulhof hört
Sunrise Avenue „Hollywood Hills“
Tinie Tempah „Invincible“
Mike Posner „Please Don’t Go“
Pitbull Feat. T-Pain „Hey Baby“