Kinder, der Rausch ist da!
Singt Inga über ihre Slip-Region? Schreibt sie Sex-Lieder an der Ostsee? Und sind 2Raumwohnung in Wahrheit ein Drogen-Duo?
Ihr Steuerberater hat Inga Humpe dringlich abgeraten: Sie solle das mit den deutschen Texten lassen. „Das ist so ein Soundfreak, mit einer wahnsinnigen Anlage zu Hause“, sagt die 2raumwohnung-Sängerin, „und solche Leute fühlen sich von deutschen Texten eher gestört, weil es ihnen angenehmer ist, wenn der Inhalt auf Distanz bleibt.“ Weil Inga Humpe aber den Inhalt lieber ganz nahe bei sich hat, wird auf „Es wird Morgen“, dem dritten Album von ihr und Tommi Eckart, wieder deutsch gesungen.
Musikalisch allerdings wurde das gemeinsame Apartment beherzt aufgemöbelt „Mehr Musik, mehr Töne“ nennt Inga Humpe die Veränderung, die getreu dem dualen Bandprinzip auf „Es wird Morgen“ fast halbe-halbe umgesetzt wurde: einmal Tracks und einmal Songs. Neben den bekannten freundlich angeplüschten „Sorge dich nicht, lebe!“-Elektropop treten fast echte Gitarrenlieder, manchmal leicht soulig, manchmal mit hippiesken Trance-Schwurbeln, etwa im beschwingt dösigen „Jemand fahrt“. Die meisten 2raumwohung-Stücke seien ohnehin immer zuerst auf der Gitarre geschrieben und dann elektronisch umgesetzt worden. Auch „Sexy Girl“ entstand damals am Strand, an der Ostsee: „Wir wollen Widersprüche eher herausstellen, statt sie wegzubügeln.“
Weswegen 2raumwohnung auch für „£s wird Morgen“ mit unterschiedlichen Textern zusammengearbeitet haben, obwohl die nicht immer sofort dieselbe Sprache sprechen. „Ich hatte zuerst Probleme, den Text von ‚Spiel mit‘ zu singen“, sagt Inga Humpe, „es geht da ja um eine flirty Sex-Situation, der Text ist sehr direkt – da musste ich erst mal drüber reden, bis ich das mit mir selber fühlen konnte. Ich hatte den Begriff 4’Spiel‘ immer negativ gesehen, ich dachte dabei an Machtspiele und solche Sachen. Dann habe ich verstanden, dass es da um Kommunikation geht, um das, was passiert, wenn man sich anschaut. Ich finde es klasse, wenn man selber an sich spürt, dass so ein Text einen verändern kann.“
Weswegen sie auch hocherfreut ist, wenn sich die Hörer ihrer Texte einen ganz eigenen Reim auf den Sinn machen – der darf gerne etwas kauzig sein. Wenn jemand ihre Texte als heimliche Hommage an die Droge Ecstasy liest – schließlich wird auch auf dem neuen Album wieder viel herumgeflogen, Grenzen verwischt, Lichter gesehen -, dann lacht Inga Humpe herzlich: „Sicherlich geht es in unseren Stücken oft um Grenzerfahrungen, es geht ja um Gefühle. Allerdings habe ich dabei nicht an Ecstasy gedacht. Mich haben auch schon Leute wegen unseres Lieds ‚Ich und Elaine‘ angesprochen, die glaubten, dass es sich bei Elaine um mein eigenes Geschlechtsorgan handelt – das musste ich leider verneinen, aber wenn sie das für sich so sehen, dann ist das okay.“