Kelvyn Colt im Video-Interview: „Ich bin Außenseiter und stolz drauf“
ROLLING STONE traf den Rapper zum Interview. Ein Gespräch über Heimatgefühle, Geschäftssinn und positives Außenseitertum.
Kelvyn Colt ist dort zu Hause, wo seine Community ist. Regelmäßig pendelt der Rapper zwischen Berlin und London hin und her, ist aber auch manchmal in Paris, in Los Angeles oder in seiner hessischen Heimat. Der Grund: Seine Musik ist fast ausschließlich auf Englisch gehalten und erreicht mittlerweile Menschen rund um den Globus. Sein Song „Bury Me Alive“ schaffte es 2019 durch seine Platzierung auf dem Soundtrack der Netflix-Serie „Wu Assassins“ zu internationaler Bekanntheit. Auch große Brands haben ein Auge auf den Musiker geworfen, der neben der Musik auch ein Talent für Fashion und Design hat, was ihm das berufsbedingte Reisen noch einfacher gestaltet. Wir trafen den Rapper im Berliner Flagshipstore von Lautsprecher Teufel, wo er aktuell den eigens von ihm designten Speaker BOOMSTER präsentiert, zum ROLLING-STONE-Interview.
Der Song „Bury Me Alive“ (2018) markierte für Kelvyn Colt ein Durchbruch auf internationaler Ebene:
International, National – Egal!
Der Umstand, dass Kelvyn Colt als deutscher Künstler fast ausschließlich auf Englisch rappt, war für ihn anfänglich ein Hindernis in der deutschen Musiklandschaft. Zumindest in Sachen Spotify-Playlist-Kategorien. Gleichzeitig brachte ihn seine Herangehensweise und seine musikalische Offenheit auf die internationale Bühne und auf britische Plattformen wie „GRM Daily“ („Get It“) oder auf Songs mit dem türkischen Rap-Star Ezhel („Link Up“ und „End of Time“). Auch mit dem legendären HipHop-Produzenten Che Pope (mitverantwortlich für Lauryn Hills Album „The Miseducation of Lauryn Hill“ und ehemaliger COO von Kanye Wests Label G.O.O.D Music) arbeitet der Künstler mittlerweile zusammen. Hierzulande stand er mit Deutschrap-Größen wie RIN und OG Keemo auf der Bühne.
Kelvyn Colt rappt auf „Get It“ (2021) zusammen mit internationalen Rap-Stars:
Der Rapper beschreibt sich selbst als Außenseiter – im positiven Sinne
Auch thematisch verweigert sich Kelvyn Colt jeglichem Schubladendenken. Oft geht es bei ihm um Themen wie Depression und Einsamkeit, aber auch um gesellschaftlichen Rassismus. Vorgaben bekommt der Rapper bei seiner Arbeit nicht, denn seit vergangenem Jahr arbeitet er komplett Label-unabhängig und nach seinem eigenen moralischen Kompass. Kein Teil des „Status Quo“ und im weitesten Sinne ein „Außenseiter“ zu sein, fördere im Fall von Kelvyn Colt, dem sein Team und seine Community am Herzen liegen, die moralische Integrität sowie die kreative Vielfalt, so der Rapper im Interview.
„Es sind meine Inhalte, die Art und Weise, wie ich meine Musik mache und meine Beats. Generell ist es meine ganze Herangehensweise. Dazu gehört auch ethisches und moralisches Verhalten. Das ist in der Musikindustrie nicht so oft vertreten. Deswegen bin ich Außenseiter und stolz drauf.“
Auf dem Song „End of Time“ (2021) rappen Kelvyn Colt und Ezhel über rassistische Gewalt:
Über Kelvyn Colt
Kelvyn Colt wurde in Wiesbaden geboren und hat deutsche und nigerianische Wurzeln. Den Plan, Anwalt zu werden, hing er zugunsten seiner Musikkarriere schnell an den Haken und zog nach London, wo er nun auch wohnt. Seine stetig wachsende Fangemeinde befindet sich sowohl in Europa, als auch in den USA. Zuletzt produzierte er den kompletten Soundtrack zu dem Tanzfilm „Fly“, der am 14. Oktober 2021 in die Kinos kam.