Kellerkinder

Wenn Schülerbands in die Jahre kommen: die Waliser Folk-Popper Gorky's Zygotic Mynci

Gorky’s Zygotic Mynci gehen gern auf Open-air-Festivals. Dort sitzen sie auf den Bühnen der Alternative Tents wie draußen auf den Zeltplätzen die Spirituskocher-Gemeinschaften. Eine behutsam elektrifizierte Lagerfeuer-Musik, singen darf jeder mal. Kein Wunder, dass das oft wie Folk klingt: Folk ist die Spielart, die niemanden ausschließt. Dass es in ihren Liedern so viele Geigenpassagen gibt, könnte ein bewusstes Gestaltungsmerkmal sein. Es liegt aber wohl mehr daran, dass die Geigerin Megan Childs zum Spielkreis gehört und die anderen sie immer mitmachen lassen.

Weil die Musik von Gorky’s Zygotic Mynci auch hörbar bewusstseinserweiterte Elemente hat, weil die Band außerdem früher oft im Wald und mit sonderbaren Hüten auf den Köpfen für Fotos posiert hat, sagen viele, sie seien Hippies. Fanden auch die Mitschüler an dem Waliser Gymnasium, wo die Band Mitte der achtziger Jahre zusammenkam. Und für die war das ein Schimpfwort: „Die lachten auch über mich, weil ich schlecht im Sport war und aus einem Teil von Wales kam, wo

man mit englischem Akzent spricht“, erzählt Band-Kopf Euros Childs. Eine sonderliche Runde von Ausgestoßenen, die im Schulkeller mit einer Drum-Maschine probten, weil sie allen potenziellen Schlagzeugern zu uncool waren. Die ersten Proben, sagt Childs, seien wie Konzerte gewesen, die sie für sich selbst gaben.

Gegen sportlichere Rockbands mussten die Gorkys nie antreten. Sie fanden ihr Publikum bei Heustadel-Auftritten und ab 1993 bei den Hörern des walisischen Ankst-Labels. Wie viele Bands hatten sie nach dem Ende des Britpop-Booms die Irrfahrt durch die englische Plattenindustrie durchzustehen, sind nun beim Edel-Indie Mantra angelangt und pflegen auf ihrem achten Album „How I Long To Feel That Summer In My Heart“ die alten Arbeitstechniken: möglichst gemeinsam agieren. Wenn sonst bei Platten-Sessions die Musiker auseinander dividiert werden, bleiben die Gorkys am liebsten in einem Aufnahmeraum beieinander. Kuschliger.

„Vielleicht finden deshalb viele, dass unsere Musik nach den Sechzigern klingt“, meint Euros Childs, „Traditionalisten sind wir nämlich nicht“. Sondern schlicht und einfach eine verschworene Gruppe, die ihr soziales Innenleben pflegt

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