Keith Richards: Roots & Reggae
Wenn man eine dieser Listen anfertigen soll, mag man nicht mehr die offensichtlichen Kandidaten bemühen. Wir alle kennen unsere Klassiker! Und wir haben schon Tausende dieser Listen gesehen. Ich habe also versucht, Aufnahmen zu finden, die schnell durchs Raster fallen. Insofern ist die Liste buntgemischt, beinhaltet aber doch einiges von dem, was mir an Musik wichtig ist. Und wenn ich mir die endgültige Auswahl anschaue, kann ich nur sagen: Doch, damit kann ich gut leben.“
1. „Stagolee“ Jesse Fuller, 1958
Der Song sagt viel über mein musikalisches Selbstverständnis aus. Er ist eine Mischung aus Ragtime, Blues, Folk und Country. Und Fuller ist eine Ein-Mann-Band.
2. „When Did You Leave Heaven“ Big Bill Broonzy, 1951
Im England der 50er-Jahre war er der bekannteste der amerikanischen Blueser. Es gibt im Netz Aufnahmen davon, wie er diesen Song live singt, irgendwo in einer Bar in Belgien oder was weiß ich. Sollte man sich mal anschauen.
3. „It Hurts Me Too“ Elmore James, 1957
Brian Jones machte mich mit Elmore bekannt. Seine Stimme lässt einen nicht mehr los, und obendrein spielt er scheinbar mühelos eine wundervolle Slide-Gitarre. Ich wollte damals nicht glauben, dass er irgendwie wie ein Lehrer aussah, eine Respektsperson.
4. „Blues Hangover“ Slim Harpo, 1960
Der ganze Track ist ein benebelter Vollrausch, die ganze Band scheint sich durch diesen Blues-Kater quälen zu müssen.
5. „Key To The Highway“ Little Walter, 1958
Einfach ein brillanter Sound, und die Band steht hinter Walter wie eine Eins. Die beste Version, die es von diesem Song gibt.
6. „Piece Of My Heart“ Erma Franklin, 1967
Janis Joplin war mit ihrem Cover nicht übel, aber Erma lässt nichts anbrennen. Sie war Arethas Schwester, doch während Aretha die sauberere Stimme hatte, klang Erma wie ein roher Diamant.
7. „In A Dis Ya Time“ The Itals, 1998
8. „Innocent People Cry“ Gregory Isaacs, 1974
The Itals kommen aus der Harmoniegesang-Ecke. Eleganter kann Reggae einfach nicht klingen. Und Isaacs hat eine ganze Reihe fantastischer Songs geschrieben. Ich habe Monate gebraucht, um diese Aufnahme in Jamaika aufzutreiben. Ich hab den Leuten immer nur den Refrain „Chookie No Lookie“ vorgesungen, aber sie starrten mich verständnislos an – bis jemand sagte: „Ah, du meinst, Innocent People Cry‘.“ Weiß der Teufel, wie er gerade auf diesen Titel kam.
9. „Memphis, Tennessee“ Chuck Berry, 1958
Ich glaube, außer den Drums und der Piano-Einlage spielt er alles selbst. Es hat etwas ganz Eigenes, wie hier die Gitarren miteinander verschmelzen. Ich ziehe ehrfürchtig meinen alten Hut. Der Größte.
10. „32-20“ Robert Johnson, 1936
Hey, hier geht’s um Knarren.