„Keine schöne Erfahrung mehr für User“: IMDb schafft legendäre Message Boards ab
Die größte Internet-Filmdatenbank, IMDb, hat bekannt gegeben, dass sie ihre Message Boards zum 20. Februar schließen wird. Damit geht wohl eines der größten Netzwerke für Kino- und Serienfans für immer verloren.
Die Internet Movie Database (IMDb) hat bekannt gegeben, dass sie ihre Message Boards am 20. Februar schließen wird, ebenso wie alle privaten Nachrichtenarchive der User. Es wird geraten, bis dahin alle eigenen Daten zu sichern. Eine entsprechende Erklärung steht auf der Website.
Begründet wird die Entscheidung mit einer Erhebung der Seitenbetreiber, nach der die Message Boards „keine positive, nützliche Erfahrung mehr für einen Großteil der mehr als 250 Millionen monatlichen User weltweit“ mehr darstellen. Der Beschluss sei nach „reiflicher Überlegung“ getroffen worden und fuße „auf Daten- und Reichweitenentscheidungen“. Was heißen soll: zuviel Aufwand an Pflege dieser Seiten, zu wenig Ertrag.
IMDb: Berühmt für seine Message Boards
Die 1990 bereits im Internet gegründete Datenbank gilt als bedeutendstes Online-Archiv der Film- und Fernsehwelt. Berühmt und geliebt ist die Seite nicht nur für ihre Biografien, Kritiken, Timelines, Charts und historischen Daten. Es sind gerade die Message Boards, in denen Hobby-Rezensenten sich über Serien, Kinofilme, Regisseure und Schauspieler, aber auch über allgemeine Fragen austauschen, die leidenschaftlich verfolgt werden (etwa die Suche nach einem Werk, deren Titel einem partout nicht mehr einfallen will, weil man den Film als Sechsjähriger gesehen hatte und sich nur noch an den blauen Clown erinnert – Message Board: „I Need To Know“).
Unzählige Meinungen werden in den Foren und ihren Sub-Threats debattiert, darunter sind etliche kluge Analysen und Verlinkungen zu Rezensionen, die nur Fans für Fans bereitstellen könnten. Das alles wird verschwinden, für immer. So viele Screenshots von Beiträgen anderer kann bis zum 20. Februar kein Mensch, der sich etwas aufheben will, stemmen.
Was dort allerdings in den letzten Jahren – wie überall auf Nachrichten- und Meinungsseiten – zugenommen hat, sind auch die Beiträge von Netz-Trollen. Etliches, was gegen Community-Regeln verstößt, rassistisch ist oder sexistisch. Bei vermeintlich mehr als 250 Millionen Usern pro Monat ist da wohl täglich einiges auf die Community-Manager zugekommen.
IMDb.com.Inc gehört heute zu Amazon. Die Stimmungs-, Star- und Ratingbarometer der Internet Movie Database haben mittlerweile ein starkes Gewicht in der Kino- und TV-Welt. Filme unter dem Wert 6 (von möglichen 10) etwa erleiden einen Imageschaden, und auch die Kritiker-Tendenz in den Message Boards ist zum – mehr oder weniger berechtigten – Gradmesser für Konsumenten geworden. Von den Bewertungs-Sternen hängt oft die Entscheidung ab, ob man noch ins Kino geht bzw. etwa die Beurteilung, ob Netflix-Angebote wirklich so toll sind, dass sich ein Sender-Abonnement noch lohnt.
In ihren Statement schlagen die IMDb-Betreiber vor, die Diskussionen auf andere Netzwerke zu verlagern, in denen die Datenbank vertreten ist, etwa Facebook und YouTube. Nachhaltiger Austausch ist dort, wo manchmal schneller getippt als gedacht wird, man live kommentiert und alles in den stetig neu aktualisierten Chroniken verrauscht, nur bedingt möglich. Ganz zu schweigen von Recherche – und überhaupt nur, wenn zuvor ein entsprechender Post vom Seiten-Admin zu einem bestimmten Thema gesetzt wurde. 90 Threads zu Hitchcocks „Vertigo“ wird man gerade auf der Facebook-Page von IMDb wohl nicht entdecken. Auf der Homepage schon.
Bye Bye IMDb
Der Vorteil der Message Boards von IMDb lag nunmal darin, dass man zu fast jedem Film dort Meinungen vorfinden konnte, und diese Seite nicht nur von Nachrichten-Posts, also Beiträgen zu aktuellen Filmen oder Serien, lebte. Jeder, der glaubt, dass auf Facebook oder YouTube weniger Trolle mit Hass-Kommentaren unterwegs seien, hat sich auf diesen Seiten vielleicht noch nicht gründlich genug umgesehen. Aber Trolle werden dort von Admins wohl schneller entdeckt und können gesperrt werden.
Wer die Message Boards auf IMDb seit gestern besucht, findet dort natürlich auch noch Quatsch-Beiträge, zu fast jedem Film. Aber auch immer mehr, in denen es traurig „Bye Bye“ heißt. Solche Threads werden bis zum 20. Februar sicher nicht weniger werden.