KALEIDOSKOP
Leicht könnte man zum zweiten Album von O EMPEROR die Metapher vom Phönix aus der Asche bemühen: Letztes Jahr war in ihrem bandeigenen Studio im irischen Cork ein Brand ausgebrochen. Allerdings entspräche das Bild nicht ganz der Wahrheit, denn das Gebäude brannte keinesfalls nieder, bis nur noch Asche von Equipment und Songentwürfen blieb. „Wir haben es geschafft, das Feuer zu löschen, bevor irgendwelche Instrumente und Technik beschädigt wurden. Doch der Vorfall hat uns Feuer unterm Hintern gemacht -wir beschlossen, das Album so schnell wie möglich fertigzustellen“, erklärt Pianist Phil Christie. Auch musikalisch haben O Emperor den Schock für eine Renovierung genutzt.
Bei den neuen Songs ist der ursprüngliche Grundriss der Band noch zu erkennen: Bei „Land Of The Living“ sind es die Anfangstage als Cover-Band mit Beatles-und Pink-Floyd-Songs. Wer den Song-Entwurf liefert, der singt. Gitarrist Alan Comerford baut beim verträumten „Brainchild“ auf das Soft-Rock-Fundament die Beach-Boys-Harmonien. Paul Savage, ebenfalls Gitarrist, verwendet rockigeren Rauputz und setzt bei „Contact“ kaleidoskopische Fenster mit Blick auf Psychedelic Rock ein. Phil Christie stellt meist das Klavier in die Mitte des Raums, verpasst ihm dann einen Chanson-Anstrich oder hängt ein Bild der Tin Pan Alley auf.
Der Großteil von „Vitreous“ existierte bereits auf dem Papier, als die Band anfing aufzunehmen. Beim Experimentieren findet Phil Christie eine gewisse Besessenheit manchmal hilfreich: Zur Not seien ja noch vier andere da, um die Orientierung zu behalten.