Julie & Buddy Miller gelten als Nashvilles Top-Team…
...und haben doch ihren eigenen Kopf
Julie Miller ist die Art von Frau, die man gern und schnell zum Lachen bringt Was man kaum glauben mag, wenn man diverse Songs ihrer Alben „Blue Pony“ und „Broken Things“ gehört hat – oder „Does My Ring Burn Your Finger“, das sie zusammen mit Gatte Buddy für sein aktuelles Album “ Cruel Moon “ verfasste.
Wenn sich schmerzvolle Erkenntnisse Bahn brechen, gibt’s halt nicht viel zu lachen. Julie Miller, so ein US-Kritiker in Anlehnung an Edgar Allan Poe, sei der „Rabe unter den Rotkehlchen“ in Nashville. Woraufhin sie natürlich erst mal in sich überschlagendes Gelächter ausbricht Und dann erklärt, dass sie eigentlich easy-going sei, in ihren „privaten Gedanken“ aber oft nur Platz für die „ernstesten Themen“ sei. Und damit auch in ihren Songs, die denjenigen „ein Trost“ sein sollen, „die Schmerzen erleiden“.
Die Millers lernten sich 1976 in Austin kennen: Er spielte als Gitarrist für die Band vor, in der sie sang. „Sie sagte ihnen, dass sie mich nicht nehmen sollen“, referiert Buddy den beliebtesten Hauswitz. „Taten sie aber doch. Julie hatte keine Ahnung, ob ich gut war oder nicht. Sie dachte nur, sie könne sich mit der kalten Schulter Respekt bei ihren Kollegen verschaffen. Was sie mir natürlich erst später verraten hat.“ (lacht)
Heute haben sie sich längst in einem subtilen Beziehungsgeflecht eingerichtet. Buddy, laut Julie „not a word person“, glaubt, ohne Co-Autor und damit vor allem Julie nicht schreiben zu können – Julie wiederum „liebt“ es beim Schreiben manchmal, „so zu tun, als wäre ich Buddy“. Selbst wenn’s dann auch nicht viel mehr zu lachen gibt.
Es entbehrt nicht einer hübschen Ironie, dass die Millers jetzt ausgerechnet dort zu ein paar Dollars mehr kommen, wohin es sie einst nur der billigen Mieten wegen gezogen hatte. Nach einer Odyssee quer durch die USA, die sie u.a. nach New York und zuletzt nach LA. geführt hatte, sind sie seit 1993 in Nashville zu Hause. Und dort nicht nur bei Emmylou Harris und Steve Earle erste Wahl, sondern auch fast hoffähig auf der „MusicRow“, nachdem sich Miller-Songs wie „My Love Will Follow You“ (vom ’95er-Buddy-Debüt „Your Love And Other Lies“) plötzlich ins Repertoire von Mainstream-Country-Stars wie Brooks & Dunn verirrten. Gerade – die Dixie Chicks coverten sein mit Jim Lauderdale verfasstes „Hole In My Head“-kann er seinen ersten Song auf einem US-Nr.l-Album feiern. Feiern? „Das war mir gar nicht klar, bevor du’s gesagt hast“ (lacht) Aber „das nächste Jahr wird schön“. Wenn der erste Scheck kommt Die Vorbilder, nach deren Credits er früher die Platten absuchte, schimmern noch heute durch seinen Country-Soul: Donnie Fritts, Dan Penn, Leon Payne. Soul? Country? „Für mich ist das eh dasselbe. Ein guter Song kann immer in beide Richtungen gehen. Natürlich ist Country-Gesang limitierter. Aber er kann genau soviel Soul haben.“
Der Soul der heimeligen Atmosphäre im hauseigenen Dogtown Studio kommt längst nicht mehr nur den eigenen Platten zugute. Just am Tag unserer Gespräche ist Texas-Troubadour Jimmie Dale Gümore eingelaufen, um sein neues Album mit Produzent Miller zu beginnen. Da wird Julie wieder „wütend“ werden: ^fenn sie es nicht schafft, kreative Enthaltsamkeit zu üben und die Song-Entwürfe auf ihrem Kassettenrecorder nicht gleich umsetzen kann, weil Buddy beschäftigt ist. Aber vielleicht bringt sie einfach jemand zum Lachen. Geht ganz einfach.