Julian Lennon: Die langen Schatten der Beatles

„Zum inneren Zirkel der Band gehörte ich nie. Meine Mutter Cynthia und ich standen stets außen vor.“

Vor fast genau 40 Jahren veröffentlichte Julian Lennon seinen bislang erfolgreichsten Song „Too Late for Goodbyes“, der auf seinem 1984er-Debutalbum „Valotte“ erschien. Die Single wird gemeinhin als Abschied von seinem vier Jahre zuvor ermordeten Vater John Lennon gedeutet. Ein Versuch auch, sich vom übermächtigen Erbe der Beatles freizuschwimmen.

So ganz gelungen ist ihm das während seiner Karriere als Musiker freilich nie.

„Kein innerer Zirkel“

In einem aktuellen Interview mit der Tageszeitung „The Guardian“ räumte er, dass er weiterhin mit der Band seines Vaters konfrontiert wird. Doch zum „inneren Zirkel“ in der Beatles-Historie hätte er nie gehört. Er sei „genauso neugierig auf sie wie jeder andere Fan auch.“

Julian Lennon veröffentliche noch sechs weitere Alben nach „Valotte“ und erhielt eine Grammy-Nominierung. Der heute 61-Jährige wirkte als Kinderbuchautor und Dokumentarfilmer. Zur Veröffentlichung seines aufwendigen Fotobandes „Life’s Fragile Moments“, die seine Reportagen für die von ihm ins Leben gerufene Charty Organisation „White Feather Foundation“ umfasst, wirft er einmal mehr ein Blick zurück.

„Man muss sich klarmachen, dass ich zwischen drei und fünf war, als Dad uns verließ, Es gab in dieser Phase nur meine Mutter Cynthia und mich, und wir hatten nichts mit den Beatles oder Dad zu tun“, so Lennon.

Auf die Frage, ob sein Interesse an den Beatles nach Peter Jacksons Doku „Get Back“ oder im Film „Beatles ’64“ wieder neu aufgelebt sei, sagte er nur: „Die Hälfte dieser Zeit ist es für mich neu. Ich gehörte halt nicht zum inneren Kreis – das tat ich nie.“

Wir sind gute Kumpels

„Ich besuchte Dad gelegentlich, aber wir standen sehr abseits. Ich bin jedenfalls dankbar, dass Sean (Lennon) und ich uns blendend verstehen. Wir sind gute Kumpels und er erzählt mir, was er kann. Doch die Dinge sind ziemlich geheim, was die Beatles angeht.“ An anderer Stelle hatte er sich bereits über sein Verhältnis zu seinem Halbbruder Sean geäußert. Gerüchte über eine angebliche Fehde zwischen ihnen wären der „totale Blödsinn“.

Zur laufenden Aufarbeitung der Band-Ära seines Vaters meinte er nur: „Ich ertappe mich bei der Frage, wie es möglich ist, dass es noch einen weiteren Beatles-Film gibt.“

Unterdessen gehen die Arbeiten an die für 2027 projektierten vier Beatles-Biopics weiter. Wie „Gladiator 2“-Regisseur Ridley Scott jüngst ausplauderte, soll Paul Mescal Paul McCartney spielen, während Harris Dickinson voraussichtlich John Lennon, Barry Keoghan Ringo Starr und Charlie Rowe George Harrison darstellen werden.

Für Julian Lennon bleibt als musikalisches Vermächtnis das von Paul McCartney komponierte „Hey Jude“, das im Zuge der der endgültigen Hinwendung seines Vaters zu Yoko Ono entstand: „Paul schrieb es, um Mutter zu trösten, und auch um mich zu trösten. Ich finde es toll, dass er diesen Song geschrieben hat. Doch je nachdem wie man morgens aufwacht oder wo man ihn hört, kann das eine gute oder eine frustrierende Sache sein. Doch in der Tiefe meines Herzens gibt es kein schlechtes Wort, das ich darüber sagen könnte.

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