Jugend musiziert: So waren die Debüt-Konzerte von Birdy und Dionne Bromfield
Eine erstaunliche Konstellation, die sich da am gestrigen Abend in Berlin bot: Die beiden Groß-Label Warner und Universal luden am selben Abend zu exklusiven Showcases ihrer vielleicht jüngsten Schützlinge: Birdy (15) und Dionne Bromfield (16).
In Kreuzberg ging im Prince Charles an den Start: Dionne Bromfield (16), die gerade mit „Good For The Soul“ ihr erstes Album mit eigenen Songs via Universal veröffentlichte. Bromfield ist bekanntlich ehemaliger Schützling von Amy Winehouse, die nicht nur ihre Taufpatin war, sondern sie auch schnell an Bord ihres „Lioness“-Labels holte. Die junge Dame, die am 01. Februar 16 geworden ist, hatte bereits mit 13 debütiert – mit einem Cover-Album namens „Introducing… Dionne Bromfield“. Ihre TV-Premiere im britischen Fernsehen absolvierte sie mit Amy Winehouse im Backgroundchor. Aber es war nicht unbedingt Winehouse die verblüffte, sondern Dionne, die mit unglaublich kraftvoller Stimme „Mama Said“ von The Shirelles interpretierte. Die Show im Prince Charles war ihre erste in Deutschland.
Auf der Gegenseite, im Roten Salon der Volksbühne Berlin in Mitte, präsentierte sich Jasmine Van den Bogaerd alias Birdy (15), die auf ihrem namenlosen Debüt vor allem Indie-Hits covert. Die ersten Youtube-Videos stellte sie mit zwölf ins Netz – charmant-naive, aber schon damals eindrucksvoll gesungene Coverversionen, die sie selbst am Klavier begleitete. Als sie bei zehn Millionen Klicks angekommen war, wurden die großen Plattenfirmen aufmerksam, von denen Warner den Zuschlag bekam. Der Durchbruch erfolgte schließlich mit ihrem Bon-Iver-Cover „Skinny Love“, das ihr tausende Facebook-Freunde und Twitter-Follower bescherte und sie in die Top 10 der Alternative-iTunes-Charts brachte.
Dionne Bromfields Show im Prince Charles war sicher die mit dem größeren Aufschlag. Das Konzert wurde via tape.tv auf bild.de, www.rollingstone und auf Bromfields eigener Website live übertragen – und lief zugleich als RBB-Radiokonzert. Man merkt schon daran, dass ein direkter Vergleich zu Birdy eher unfair ist, denn Dionne Bromfield ist – trotz ihres Alters – schon eine Karriere- und Routine-Stufe weiter. Leider konnte man das am besten am heimischen Rechner sehen, denn das Prince Charles eignet sich mit seiner flachen Bühne nicht unbedingt für einen Jungstar, der noch den ein oder anderen Wachstumsschub vor sich hat. Aber Dionne ist schon ein Vollprofi, sie wusste, dass sie es ihren Fans schuldig war, mit der Kamera zu flirten, und sie kletterte nur zu gerne auf die Monitorbox, um auch mal den hinteren Reihen ihr hübsches Teenagergesicht zu zeigen. Selbst die Publikumsbespaßung beherrschte sie schon, wobei sie das richtige Maß zwischen „gewollt“ und „charmant“ an manchen Stellen noch finden muss. Spontan steht ihr da am besten, so zum Beispiel, als sie den Bar-Hängern zurief „Make some noise“ und die nur müde grölten. Wie sie das mit einem „yeah, whatever“ wegwischte und dann die vorderen Reihen zum Krachmachen aufforderte – das hatte Witz und Charme. Musikalisch lieferte Dionne Bromfield gute 45 Minuten lang eine Mischung aus ihren eigenen Songs, dem „Mama Said“-Cover und einer Version von „Forget You“ von Cee Lo Green – „‚cause I love this song soo much.“ Selbst wenn ihre Singles wie „Yeah Right“ ein wenig glatt geraten sind, Bromfields Stimme macht dieses Manko locker wieder wett. Unglaublich, wie kraftvoll sie vor allem in Verbindung mit dem tighten Schlagzeug klang. In Perfektion gelang ihr das im selbstbewussten „If That’s The Way You Wanna Play“. Genau davon wünschte man sich am Ende ein wenig mehr: Bloß nicht das Sweet 16-Ding geben und niedliche Lieder trällern, sondern ruhig in allem jugendlichen Überschwang den toughen, rotzigen Teenager spielen. Diese Stimme hat Kraft, die muss nicht niedlich sein. So war der Abend alles in allem durchaus überzeugend, und man freut sich auf weitere Shows, die ja – in Anbetracht des Jugendschutzsrechts – vermutlich nicht so häufig passieren werden in den nächsten Jahren.
Ruhiger und wahrscheinlich auch stilvoller ging es im Roten Salon zu. Neben der Bühne standen Kerzen, im Hintergrund gaben Leuchtbuchstaben die Künstlerin des Abends bekannt. Birdy wurde mit ein paar Sätzen als Warners neue Hoffnungsträgerin angekündigt, kurzes Klatschen und dann kam – erst mal nichts. Knapp eine Minute später setzte sich Birdy auf den Hocker hinter ihr Instrument. Sie trug ein schwarzes Kleid mit weißen Punkten, das knapp über den Knien endete, dazu eine blickdichte, schwarze Strumpfhose, die Haare offen, das Gesicht dezent geschminkt. Die Piano-Pedale bediente sie in Hochfrontpumps mit circa acht Zentimeter hohen Trichterabsätzen. Elegant und bequem war Birdy also gekleidet, und auch ihr Auftritt geriet bezaubernd natürlich. „Shelter“ von The xx war gleich zu Beginn noch das problematischste Stück: Birdys Spiel wirkte ein, zwei Mal unsicher, und im Vergleich zur aufgepumpten Album-Version fiel ihre stimmliche Darbietung zwangsläufig dünner aus. „I’ll Never Forget You“ konnte dagegen genauso überzeugen wie ihre Eigenkomposition „Without A Word“. Ganz ruhig war es während der Songs im auf Stühlen sitzenden Publikum. Souverän absolvierte Birdy auch „People Help The People“ und zum Abschluss „Skinny Love“. Nach 25 Minuten stand sie auf, bekam tosenden Applaus – und verschwand schneller von der Bühne, als man ihr einen Blumenstrauß überreichen konnte. Es ist diese Mischung aus Können und unaufdringlichem Auftreten, die Birdy attraktiver wirken lässt, als all die durchgestylten, gefallsüchtigen, jungen Sternchen, die sonst auf den Markt drängen.
Das Album „Good For The Soul“ von Dionne Bromfield ist bereits erschienen. Unser Videointerview mit ihr finden Sie hier. Die Single „Skinny Love“ von Birdy erscheint am 09. März, das Debüt-Album folgt am 23. März. Ein Interview mit Birdy finden Sie in der Aprilausgabe des ROLLING STONE.