Joviale Anarchie
Auf „Endgame“ pflegen Rise Against einen subversiven Mainstream.
Rise Against sind das Kuckucksei im Nest des US-amerikanischen Mainstream-Punkrock – so jedenfalls beschreibt es Tim Mcllrath, Sänger und Chefdenker der Band aus Chicago. Die halbe Band ist vegan, die Gesellschaftskritik scharfzüngig, die politischen Überzeugungen sind radikal – und trotzdem darf die Band in den USA zu einem Massenpublikum sprechen.
Auch die neue Platte, „Endgame“, funktioniert als trojanisches Pferd. Das Energielevel in diesen simplen, arenatauglichen Liedern ist hoch, die Produktion modern. Doch gleichzeitig steht die Band mit beiden Beinen im bisswütigen, linksäußeren Hardcore der späten 80er- und frühen 90er-Jahre. Mcllrath, der in wohlbehüteten Verhältnissen aufwuchs, erlebte in den dreckigen Clubs Chicagos seine Initiation und sah die Welt durch Bands wie Fugazi und Los Crudos mit anderen Augen. „Unser Erfolg hat mich anfangs verunsichert“, bekennt Mcllrath, „ich verkaufte mehr Platten als alle meine Helden zusammen, das war mir peinlich. Doch dann erkannte ich die Chance: Ich konnte die Dinge, die ich von der politischen Hardcore-Szene gelernt habe, in den Mainstream tragen.“
Auf „Endgame“ ändert Mcllrath seine Strategie. Anstatt weiter aufzuwiegeln, singen Rise Against von einer freundlichen Apokalypse. Nach all dem Kämpfen gegen Windmühlen findet Mcllrath es befreiend, sich auf den Anfang nach dem Ende zu freuen. „Wir wissen, dass es uncool ist, über Politik zu reden, und es ist uns scheißegal. Aber es geht uns darum, immer etwas Neues zu der Konversation beizutragen. Nur dann bleibst du relevant, nur dann wird man dir zuhören.“