Jon Lord
Es mag sich für manche wie ein Urknall angefühlt haben, was Deep Purple der Musikwelt 1970 mit "In Rock" entgegenschleuderten. Zumindest die von Jon Lord gespielte Hammond-Orgel, die sich damals einer Metallsäge gleich in die Gehörgänge fräste.
Jonathan Douglas Lord – Keyboarder, Komponist und Gründungsmitglied von Deep Purple – erlag im Alter von 71 Jahren einer Lungenembolie; 2011 war bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden. Stählerne Teppiche zu weben, sein Instrument dämonisch fauchen zu lassen und ihm metallische Akkorde und Riffs abzuringen – das war ein Teil seiner Magie. Die andere Begabung Lords bestand in ausgeklügelten Soli und Melodielinien, die er mit klassischen Motiven und Kadenzen anreicherte.
Den Grundstein für seine Karriere hatten Lords Eltern im englischen Leicester gelegt, wo sie den Fünfjährigen Klavierstunden nehmen ließen. Mit 19 zog es Lord nach London, wo er schließlich im April 1968 zusammen mit Bassist Nick Simper die Band Deep Purple gründete.
Am 24. September 1969 führten Deep Purple in der „klassischen“ Besetzung – die neben Lord aus Ritchie Blackmore, Ian Paice, Ian Gillan und Roger Glover bestand – mit dem Royal Philharmonic Orchestra London das von Lord komponierte „Concerto For Group And Orchestra“ auf. Ähnliche Konstellationen hatte es vormals nicht gegeben – der Keyboarder schrieb Musikgeschichte. 1972 legte Lord mit „Gemini Suite“ sein erstes Soloalbum vor. Als 1976 „Sarabande“ folgte, waren Deep Purple scheinbar schon Geschichte – Lord stieg zeitweilig bei Whitesnake ein.
Nach dem endgültigen Ausstieg bei Deep Purple 2002 betätigte sich Lord als Solo-Künstler. Die Krebsdiagnose konnte seine Kreativität nicht erschüttern. Zuletzt war der Tastenzampano mit einer Neueinspielung seines Concerto beschäftigt, eine Aufführung für September dieses Jahres stand bereits im Terminkalender.