„Joker“ löst heftige Debatte über Gewalt im Film aus
Familienmitglieder der Opfer des Joker-Amoklaufs von Aurora schrieben Warner Bros. einen alarmierenden Brief und warnen vor weiteren Terror-Taten. Regisseur Todd Phillips verteidigt seinen Film.
„Joker“ wird seit Wochen von Kritikern gefeiert und von ersten Zuschauern fast einhellig gelobt. Die völlig eigenständige Erzählung, wie Batmans gefährlichster Gegner von einem gescheiterten Stand-Up-Comedian zum mörderischen Clown wird, gewann bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen. Hauptdarsteller Joaquin Phoenix wird bereits als heißer Oscar-Kandidat gehandelt (auch wenn der Dreh für ihn alles andere als einfach war).
Nun bekommt der Film von Regisseur Todd Phillips in den USA noch vor der offiziellen Premiere mächtig Gegenwind. Diskutiert wird die explizite Darstellung von Gewalt und vor allem auch die Stilisierung des Jokers als diabolische Terrorfigur, die sich an all jenen rächt, die ihm vermeintlich Unrecht angetan haben.
AmazonDas weckt dunkle Erinnerungen an den Amoklauf von Aurora, bei dem ein Attentäter Dutzende Zuschauer einer Vorstellung von „The Dark Knight Rises“, dem letzten Teil der Batman-Trilogie von Christopher Nolan, im Kino kaltblütig erschoss. Deshalb schickten nun Familienmitglieder der Opfer der extremen Gewalttat einen Brief an Warner Bros., in dem sie ihre Besorgnis über die ihrer Meinung nach heftige Darstellung von Gewalt in „Joker“ zum Ausdruck brachten.
„Joker“ unter Beschuss – extreme Linke daran Schuld?
Keine Frage: „Joker“ polarisiert und öffnet gerade in den USA Wunden, die noch lange nicht geheilt sind. Regisseur Phillips empfindet die Diskussion aber als problematisch und vermutet dahinter eine politische Agenda der „extremen Linken“ in den Staaten, wie er „The Wrap“ in einem Interview erzählte.
„Ich denke, es liegt daran, dass Empörung inzwischen so etwas wie eine Waffe ist“, sagte Phillips in dem neuen Gespräch. „Das ist, glaube ich, schon sehr lange eine Waffe. Was mir in den Diskussionen rund um den Film aber auffällt, ist, wie leicht die extreme Linke genauso wie die extreme Rechte klingen kann, wenn es denn zu ihrer Agenda passt. Das hat mir wirklich die Augen geöffnet.“
Anscheinend wurde Phillips von der Kontroverse überrascht. Er erklärte, dass er „Joker“-Darsteller Joaquin Phoenix am Set die Anweisung gegeben habe, so zu spielen, als wäre es eine Tragödie unter dem Deckmantel eines Comicfilms. Man wollte dabei das Verhalten der Figur ganz gewiss nicht verherrlichen, sondern eher problematisieren.
Dass „Joker“ kontrovers aufgenommen werden würde, ist für den Regisseur verständlich – und ein Stück weit auch so gewollt. Ihn verstöre dabei nur die einseitige Richtung. „Ist es nicht gut, dass solche Diskussionen geführt werden?“, fragte Phillips. „Ist es nicht gut, über diese Gewalt im Film zu sprechen? Warum ist das eine schlechte Sache, wenn der Film zu einem Diskurs darüber führt?“
Was die gewiss anspruchsvolle Debatte allerdings empfindlich schwächt, ist die simple Tatsache, dass bisher nur die wenigsten „Joker“ gesehen haben. Der Film startet am 04. Oktober weltweit in den Kinos.