Johnny Osbourne: Als wäre es die letzte Dancehall-Party auf Erden
Di Original Style – Reggae-Legenden Johnny Osbourne und Lone Ranger in Berlin
Trotz über 40-jähriger Karriere war es das allererste Konzert von Johnny Osbourne in Deutschland. Er hat sich viel vorgenommen. Er legte sich ins Zeug, als wäre es die letzte Dancehall-Party auf Erden.
Lange mussten Reggae-Fans hierzulande warten um Johnny Osbourne einmal live auf der Bühne zu erleben. 2012 startete er seine Europa-Tournee, deren Stopp in Berlin bereits auf den 13. Dezember angesetzt war – cancelled. Für den jetzigen Nachholtermin im April gab es dann ein geschichtsträchtiges Line-Up vom ersten bis zum letzten Slot.
Zum Set von Lokalgröße Barney Millah, dem Seeed in „Dickes B“ eine Zeile widmen, bewegte sich die Menge noch verhalten im Off-Beat. Der DJ bzw. Selektor selbst stand ebenfalls etwas steif hinter dem Pult. Gelegentlich zog er an seiner Zigarette oder feuerte mit fast kindlicher Freude Hupen- und Laser-Geräusche auf das Publikum. Es fehlte eben noch ein Deejay, der die Menge anfeuerte.
Als das Soul Sound System übernahm, ließ auch Lone Ranger nicht mehr lange auf sich warten. Der Deejay, der Ende der 70er seine ersten Aufnahmen beim legendären Studio One machte, toastete im zungenbrecherischen Tempo zum pumpenden Bass. Begeistertes Pfeifen, Klopfen, Johlen – als Johnny Osbourne endlich zum Mikrophon griff, schwoll die Stimmung hörbar noch weiter an.
Mit einer noch wärmeren, noch samtigeren Stimme als auf seinen früheren Aufnahmen, aber nicht mit weniger Power, feuerte er zwischen den Textzeilen Publikum und Selektor an: „Pull up!“ Und da stimmten ihm alle zu: Fans der ersten Stunde, seiner großen Dancehall-Erfolge wie „Ice Cream Love“ oder „Buddy Bye“ in den Achtzigern, genauso wie die, die ihn womöglich über Umwege kennen lernten. 1996 brachten die Fugees 1996 eine Coverversion seines Songs „Ready Or Not“ in die Charts.
So weit in der Musikgeschichte zurückreisen muss man gar nicht, um eine der vielen Spuren zu finden, die Johnny Osbourne in der Popmusik hinterlassen hat. Auf dem neuen Major Lazer-Album gibt es bei „Jah No Partial“ ein Sample von „Mr. Marshall“ zu hören. Für gute Tunes ist es eben nie zu spät.