Johnny Depp vs. Amber Heard: Unversöhnlich ins große Gerichts-Finale
Johnny Depp weist erneut alle Vorwürfe von sich. Amber Heard will einfach nur ihre Ruhe. Nach den Schlussplädoyers ist es an den Geschworenen, ein weises Urteil zu finden
Richterin Penney Azcarate verfügte Donnerstag (26. Mai) gegen Mittag einen letzten Break. Vor dem großen Finale im Verleumdungsprozess forderte sie die Geschworenen auf, „sich einen schönen, erholsamen Nachmittag und Abend zu machen“.
Zuvor hatte Depps Anwältin Camille Vasquez die Frage an Heard gerichtet, ob sie von der Aussage von Kate Moss vom Mittwoch überrascht worden sei. Diese antwortete kurz und knapp mit „Nein“. Ihr sei ohnehin klar gewesen, „wie viele Leute aus dem Unterholz kommen werden, um Johnny zu unterstützen.“
Heards eigene Erwähnung von Kate Moss hatte Depps Anwälten erst die Tür geöffnet, um das britische Supermodel in den Zeugenstand zu rufen. Sie sagte damals, dass ihr unweigerlich Kate Moss und „die Treppe“ einfiel. „Natürlich dachte ich das, als mein gewalttätiger Ehemann nicht nur nach mir, sondern jetzt auch nach meiner Schwester schlug.“ Anwältin Vasquez setzte nach: „Als Sie den Geschworenen unter Eid sagten, dass Sie Mr. Depp geschlagen haben, weil Sie dachten, dass Mr. Depp Kate Moss die Treppe hinunter geschubst hat, haben Sie nicht erwartet, dass Ms. Moss aussagt, dass das nie passiert ist, oder?“ Diese musste sich schließlich auf ein Hören-Sagen zurückziehen: „Jeder, der in den Neunzigern schon dabei war, kannte dieses Gerücht“, beharrte sie.
Beweisführung abgeschlossen
So wurde am Donnerstag die Beweisführung abgeschlossen, nachdem Heard einen letzten eindringlichen Appell vortragen durfte. Sie wolle einfach nur ihre Ruhe – und mit Depp nichts mehr zu tun haben müssen. „Das habe ich bereits vor einigen Jahren gesagt!“ Dem Zusammenbruch nahe beschrieb sie die derben Beschimpfungen gegen sie auf Social Media. „Leute schreiben, dass sie mich umbringen und mein Baby in die Mikrowelle stopfen wollen“.
Die Fronten bleiben also unvermindert verhärtet. Johnny Depp hatte zuvor alle Missbrauchsvorwürfe seiner Ex-Frau abgestritten. Sich Heards Anschuldigungen anzuhören, sei „wahnwitzig“. Während einer letzten Befragung bezeichnete er ihre Vorwürfe nacheinander als „schrecklich“, „lachhaft“, „voll brutal“, „grausam“, „demütigend“ sowie „komplett falsch“.
Sechs Wochen nach dem Prozessbeginn starten Freitag um 15 Uhr (MEZ) die Schlussplädoyers.
Urteil wird erwartet
Richterin Azcarate gab an, dass die Geschworenen daraufhin mit ihren Beratungen beginnen werden. Sie werde ihnen keinerlei Frist für eine Urteilsfindung setzen. Das Gericht in Fairfax wird von Samstag bis einschließlich Montag wegen des Memorial-Day-Wochenendes in den USA pausieren. Die Geschworenen setzen ihre Beratungen – falls erforderlich – am Dienstag, den 31. Mai, fort.
In einer Vorausschau machten verschiedenen US-Medien klar, dass die Geschworenen sowohl über Depps Verleumdungsklage über 50 Million US-Dollar als auch übers Heards 100-Millionen-US-Dollar-Gegenattacke entscheiden werden. Sie können sowohl beide für schuldig befinden, nur eine Partei für schuldig oder beide für nicht schuldig. Völlig unklar ist, ob und welche Summe(n) sie Beiden zusprechen werden.
Beide Seiten hatten mehr als 60 Stunden Zeit, eigene Zeugen aufzurufen und Zeugen der anderen Seite ins Kreuzverhör zu nehmen. Depp und Heard sagten jeweils rund vier Tage lang aus. Beide Teams riefen zahlreiche Leumundszeugen, Experten und Personen zu Wort, die in die explosive Beziehung verwickelt waren.
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Nicht nur die gewöhnlich gut informierte Boulevardzeitung New York Post möchte bislang nicht abschätzen, wie lange die sieben Geschworenen und zwei Stellvertreter für ihre Beratungen brauchen werden: „Sie haben mit Sicherheit einen Berg von Beweisen abzuarbeiten.“