Johnny Cash – „American Recordings“
Wir sind bekanntlich in unserem großen Cover-Voting auf der Suche nach dem besten Cover aller Zeiten. Deshalb stellen wir in den nächsten Tagen einige dieser Cover ein wenig genauer vor. Weiter geht es mit den 1994er "American Recordings" von Johnny Cash.
Beinahe an eine Fata Morgana erinnernd, erscheint Johnny Cash auf dem Cover von „American Recordings“ als Bindeglied zwischen Himmel und Erde – einerseits wie einer Heiligenlegende entsprungen und andererseits wie aus einem Roman von Stephen King. Nahezu mystisch blickt er in Richtung Ewigkeit und positioniert sich standhafter denn je inmitten der Kontraste; zwischen gut und böse, zwischen heiter und ernst – hier symbolisiert durch die zwei Hunde, welche rechts und links, einmal schwarz, einmal weiß, zu seinen Füßen weilen und den magischen Blick in die fremde Weite teilen – darauf wartend, wieder in Aktion zu treten. Die Miene des Mannes im schwarzen Trenchcoat ist finster, aber dennoch entschlossen eine Herausforderung anzunehmen und diese sicher zu meistern.
Johnny „The Man In Black“ Cash gelang 1994 mit den „American Recordings“ wohl eines der größten Comebacks der Musikgeschichte, womit er sich endgültig als Legende manifestierte. Durch die Zusammenarbeit mit Produzentenkoryphäe Rick Rubin eroberte Cash nach vielen Jahren wieder den internationalen Musikmarkt, mit minimalistischen Arrangements, dem Motto „Back To The Roots“ folgend. Damit eröffnete er gleichermaßen eine neue Ära, die den „späten“ Johnny Cash definieren sollte.
Obwohl das Artwork der Platte fast an eine Art lang-erdachtes Gemälde erinnern lässt – voller versteckter Botschaften und einem ganzen Sammelsurium an Symbolik – ist es dennoch ein Erzeugnis des Zufalls. Oder etwa, um den mythischen Gedanken fortzutragen: eine Fügung des Schicksals. Aufgenommen in Australien, vor den Toren Melbournes, fühlte sich nicht nur der Country- und Folk-Sänger fremd und deplatziert, sondern auch Fotograf Martyn Atkins, der weder zu Cash noch zu Rubin zuvor den Kontakt pflegte. Aktins wurde wundersamerweise ganz spontan nach Australien berufen und tat sich anfangs sehr schwer damit, ein Gesicht, das derart viele Geschichten in sich verbarg, richtig abzulichten und zu präsentieren.
„Cash hatte sich immer nur auf der Bühne oder backstage ablichten lassen. Dass ihn plötzlich jemand in die australische Wildnis schleppte, um ihn dort ins rechte Licht zu setzen, irritierte ihn. Das Motiv mit den beiden Hunden war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Als Cash an diesem verlassenen Bahnhof außerhalb Melbournes auf und ab marschierte, hatte ich das Gefühl, dass es nicht funktioniert. Bis die beiden Hunde des Stationsvorstehers sich urplötzlich rechts und links neben Cash setzten. Es war wunderbar, wie enthusiastisch Cash ihretwegen wurde“ , so Martyn Atkins im Interview mit Welt Online.
Sind Sie der Meinung „American Recordings“ sei eines der besten Cover der Popwelt? Dann nehmen Sie hier Teil an unserem großen Cover Voting 2012, bei dem Sie zudem einen Haufen Preise gewinnen können.