Folksänger John Martyn: Der hartnäckigste Geheimtipp der Rock-Geschichte
Am 29. Januar 2009 verstarb Sänger und Songwriter John Martyn. Zeit seines Lebens war er in vielen Genres unterwegs: Blues, Rock, Country, Reggae oder Jazz. Zeit, ihn (wieder) zu entdecken.
Vor zwölf Jahren verstarb der geniale schottische Folk-Songwriter John Myrtyn. Zu seinen Ehren veröffentlichen wir hier noch einmal den Nachruf auf ihn.
John Martyn kam am 11. September 1948 mit bürgerlichem Namen Iain David McGeachy in New Malden, Surrey, auf die Welt. Er begann bereits im Alter von 15 Jahren Gitarre zu spielen und zu singen. Seine professionelle Musikkarriere begann schon zwei Jahre später, als der bekannte Folksänger Hamish Imlach zu seinem Mentor wurde und den jungen Martyn auf seinen Shows präsentierte. Der Durchbruch ließ aber zunächst noch auf sich warten.
Danach ging Martyn nach London und tingelte zwei Jahre durch sämtliche Folkclubs, bis Chris Blackwell den jungen Musiker bei Island Records unter Vertrag nahm. 1967 kam dann sein erstes Album, „London Conversation“, heraus – eine klassische Folk-Platte. Doch das änderte sich bereits auf der zweiten LP, auf der ihn der Session-Musiker Harold McNair anregte, sich doch mal etwas eingehender mit Jazz zu beschäftigen.
1969 heiratete John Martyn die Folksängerin Beverly Kutner, mit der er 1970 auf den Alben „Stormbringer“ und „The Road To Ruin“ zusammenarbeitete. Auf „Stormbringer“ entdeckte der Musiker zudem elektrische Gitarren für sich und begann, sich vermehrt für Rock zu interessieren.
Songs als Gefühle
Doch Martyn hatte ohnehin längst mit den Traditionen des konventionellen Folk gebrochen und experimentierte lieber mit Jazz („Bless The Weather“) oder Synthesizern („Solid Air“). Seine Songs waren dabei immer „keine Geschichten, keine Situationsbeschreibungen, sondern vor allem Gefühle“, so Martyn.
Ende der 70er-Jahre geriet der Sänger zunehmend in Turbulenzen. Aufgrund seiner Drogen- und Alkoholsucht zerbrach die Ehe mit Beverly Kutner, und auch die Auftritte Martyns litten unter seiner schlechten Verfassung. 1977 zog er sich für drei lange Jahre komplett von der Öffentlichkeit zurück – eine Zeit, die Martyn im Nachhinein als „sehr dunklen Abschnitt meines Lebens“ bezeichnete.
Diese unschönen Erfahrungen verarbeitete der Sänger schließlich auf der bekenntnishaften Platte „Grace And Danger“. Auch auf seinen weiteren Alben zeigte Martyn, dass er seine alte Liebe zu Experimenten bei allen persönlichen Problemen kaum abgelegt hatte – die Songs waren stets von unterschiedlichen Genre-Einflüssen wie Blues, Reggae oder Jazz geprägt.
Gesundheitliche Probleme
Doch Martyn hatte noch mit anderen Übeln zu kämpfen, insbesondere mit seiner Gesundheit. 2003 musste ihm wegen einer Zyste ein Bein amputiert werden – er musste ab diesem Zeitpunkt im Rollstuhl auftreten. 2004 erschien die LP „On The Cobbles“, gleichzeitig die letzte Platte des Musikers.
John Martyn verstarb im Januar 2009 im Alter von 60 Jahren in einem Krankenhaus in Irland. Zurück bleibt ein umfangreiches Werk eines Vollblut-Musikers, dessen Neugier auf Experimente und unerforschte Genres einige einzigartigen Alben hervorgebracht hat.
Von Daniela Reichard