John Fogerty
Born on the bayou. Als der ganz in Jeans-Stoff gehüllte Mann, der mit seinem roten Halstuch auch mit 52 Jahren noch linkischen Boy-Scout-Charme versprüht, die ersten Riffs in den ausverkauften Kiez-Club schickt, wird es zur Gewißheit: Die letzten 26 Jahre waren nur ein böser Traum! Haben sie überhaupt stattgefunden? Schweißgebadet, aber überglücklich wachen die Getreuen auf, um dem Mann zu huldigen, der den Soundtrack ihrer Jugend schrieb. Sogar der Fernsehgreis Thomas Gottschalk ließ Fogerty gewohnt gnaden- und verständnislos noch mal ein Potpourri absingen.
Breitbeinig kostet John Fogerty seinen späten Triumph aus, bleibt aber bescheiden selbst in der Genugtuung darüber. Seine Stimme, dieses heiser-enervierende Schnarren, klingt durchdringender denn je; seiner stattlichen Gitarren-Kollektion verlangt er alles ab.
„Green River“, „Suzie Q“, „Who‚ll Stop The Rain“: Zwischen die CCR-Hits streut Fogerty behutsam einige Songs aus dem Comeback „Blue Moon Swamp“, die – ihrer Qualität zum Trotz neben dem Altwerk verblassen müssen. Subtil und sublim ist das nie gewesen, eher rustikal und rudimentär. Hätte es da noch letzte Zweifel gegeben, wischt sie Drummer Kenny Aronoff endgültig von der Bühne: In „Hau‘ den Lukas“-Manier läßt er den Swamp-Boogie seines Arbeitgebers weniger federn denn gnadenlos krachen.
Unverständlich nur, daß Fogerty auch Zuflucht bei hölzernem Blues sucht und darüber einige seiner besten Songs ignoriert: kein „Lodi“ (nach der die Menge für Sekunden sogar im Chor gerufen hatte), kein „Have You Ever Seen The Rain“. Dennoch ein rauschendes Finale mit „Bad Moon Rising“ und einem grimmigen „Fortunate Son“. In der Zugabe dampft noch einmal die „Proud Mary“ den ol‘ river hinunter, bevor sich die „Travelin‘ Band“ endgültig davon macht.
Der böse Traum ist zu Ende. Fogerty verspricht, daß er nächstes Mal nicht gar so lange währen soll. Was zu hoffen bleibt. Für die Rente ist der Mann noch zu rüstig.