John Fogerty
Berlin, Olympiastadion
Ein langersehnter Tag: John Fogerty live. Ein gefürchteter Moment: Fogerty auf dieser Bühne. Was sucht der Alt-Alligator des Swamp-Rock im Berliner Olympiastadion? Was die 50 000 suchen, ist bekannt: Tina Turner. Fogerty, der Specialguest, fungiert als Vorprogramm. Das ist, als folge die Brühe dem Braten.
So, da kommt er, nur mäßig bemerkt Sumpf-Sound wabert durchs Areal. Der Bullfrog quakt, die Grille sirrt, giftig gluckst der Schlamm. Fogerty tut das Seine, er muss ja: „Born On The Bayou“ gleich als Entree, „Green River“, dann „Suzie Q.“. Wie zur CCR-Zeit rupft der Meister die schwarzblauen Riffs aus der Gitarre, das Scream-&-Shout-Organ hat kaum gelitten, und doch riecht es alsbald nach Oldie-Parade. Die Würde fehlt, der Trotz. Fogerty will leider Showman sein und nicht der Klassiker der Huckleberry-Finn-Musik. Adrett gefönt und mit Nappaleder behost, jachtert er die Riesenbühne hin und her. Grient von einer Eckfahne zur andern. Schwadroniert von Legenden, die ihm zur Seite stünden: Drummer Kenny Aronoff und Ex-Thunderbyrd Rick Vito, der zweite Gitarrist. Die tun ihr Bestes, Creedence Clearwater Revivals ja doch recht ländliches Werk zur geforderten Stadiongröße aufzupumpen.
Eine Stunde hat John Fogerty Zeit und lässt die Perlen nur so purzeln: „Up Around The Bend“, „Have You Ever Seen The Rain?“, „Who‚ll Stop The Rain?“, „The Old Man Down The Road“, leider auch,“Rockin‘ All Over The World“ -ja, den Status-Quo-Hauer hat Fogerty erfunden. „Thank youuuu!“ jauchzt er mit Bryan-Adams-Pose in jeden Applaus. Schon äffen ihn die ersten nach, und das tut weh. Abgang. Unverzüglich erlischt der Beifall.
Eilends kommt Fogerty zurück und zimmert mit „Proud Mary“ ein kleines Brücklein zu Tina Turner.
Lag es am Ort? John Fogerty live, das war so ähnlich wie ein Besuch im Kindheitsdorf. Die Gegenwart enttäuscht immer den Traum, aber später und allein, in der Nacht der alten Platten, werden „Lookin‘ Out My Back Door“ und „Lodi“ plötzlich wieder zu den schönsten Songs der einfachen Welt.