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The Court & Spark verabschieden sich mit instrumentalem Großeinsatz endgültig aus dem Alternative-Country-Getto
Einundvierzig. Oder so gar noch eins mehr? Unerheblich. Auf ihrem vierten Album „Hearts“ bringen The Court & Spark jedenfalls ein stattliches Arsenal von Instrumenten zum Einsatz, wozu in ihrem Fall auch obskure wie ein Royal Typewriter oder eine Shruti-Box zählen.
Doch nicht eins davon klingt überflüssig oder gar deplatziert. „Hat natürlich viel mit Glück zu tun.“ Sagt M.C., kurz: Mike Taylor. Dann lacht der Sänger und Hauptautor der Formation aus San Francisco. „Nein, wir haben einfach viel Erfahrung gesammelt, wenn es darum geht, wo Instrumente wie eingesetzt werden können, wie man ein Instrument spielen muss, um einen bestimmten Sound zu bekommen. Das ist das Wesentliche: Viele verschiedene Instrumente einzusetzen kann sehr einfach sein, wenn man weiß, welchen Sound man jeweils bekommen wird. Scott war uns da um Lichtjahre voraus.“
Scott Solter, Produzent der ersten drei Platten und auch schon für Spoon und die Mountain Goats im Einsatz. Für „Hearts“ hat die Band erstmals auf ihn verzichtet und komplett in Eigenregie produziert. „Wir mussten diesen Sprung jetzt einfach wagen“, sagt Taylor. Dass sich sein Kompagnon Scott Hirsch längst zu einem guten Studiotechniker gemausert hat, erleichterte die Entscheidung. „Es ist vor allem die Vision von Scott und mir, weil wir einfach noch so viel Zeit mit den Platten verbringen, nachdem alle anderen gegangen sind.“
So erheben sich The Court & Spark mit ebenso viel wuchtiger Opulenz wie minimalistischer Präzision endgültig über das Alt.-Country-Ghetto, das schon zu eng schien, als noch die Pedal Steel von Tom Heyman den Sound dominierte und Gene Parsons (Byrds) drei Gastspiele gab. Taylor sieht seine Musik zwar „immer in einer Reihe mit Musik, die schon sehr lange da ist“, sich selbst aber kaum als traditionellen Songschreiber. „Ich bin nicht gut darin, eine Geschichte zu erzählen. Mir ging es immer darum, wie man Worte zusammenfügen kann. Wie sie klingen, wenn man sie singt. Wie ich Silben und Rhythmen singen kann. Außerdem möchte ich nie zuviel verraten.“ Fans der ersten Stunde danken es ihm längst mit ellenlangen Song-Interpretationen per Mail, die „nichts mehr mit dem zu tun haben, was ich im Sinn hatte, aber viel einleuchtender sind“.
Den Weg in hiesige Clubs haben The Court & Spark bisher noch nicht gefunden, Taylor verweist aufs mangelnde Engagement des alten Labels. Dabei hat die Band doch schon vor „Hearts“ ihre deutsche Phase eingeläutet. Taylor schwärmt von Neu, Cluster.Ash Ra Tempel und Amon Düül. Michael Rother, „einer meiner Lieblingsgitarristen“, hat er sogar für ein Magazin interviewt. Und was hat es mit „Capaldi“ auf sich? „Wir haben hin- und her überlegt, wie wir den Song betiteln sollen“, erklärt er, „aber dann passte das, als Tribute an Jim, auch wenn der Song schon vor seinem Tod geschrieben wurde.“
Doch „Capaldi“ weist auch den Weg in die nahe Zukunft. „Für mich klingt es wie eine Traffic-Platte“, sagt Taylor und meint das Duo-Album, an dem er und Scott Hirsch längst arbeiten in den USA wurde „Hearts“ ja schon letzten Sommer veröffentlicht. „Es sind alles meine Songs, aber der Ansatz ist ein anderer als mit The Court & Spark. Wir haben uns ganz auf die Rhythm-Tracks konzentriert und dafür verschiedene Schlagzeuger und Perkussionisten geholt. Wir versuchen, die Geschichte aufs nächste Level zu bringen.“ Und, klar: „Mit ganz vielen Instrumenten.“