Joachim Hentschel – kinderKram
Wie können Teenager-Girls auf YouTube Geld verdienen? Joachim Hentschel klärt auf.
Jedem ist das schon mal passiert, womöglich nachts. Dass er auf eines dieser Videos geklickt hat, die man besser nicht sehen sollte. Da sieht man Mädchen, die vor der Webcam sitzen, praktisch im Dunkeln. Die langen Haare hängen ihnen auf die Gitarre oder Ukulele, manchmal fummeln sie kurz an ihrem Trägertop, dann singen sie. Sehr, sehr leise. Meistens was von Radiohead oder den Magnetic Fields, aber manchmal auch (wie Youtube-Userin Lampazsista) „Nothing Else Matters“ von Metallica, „Ain’t No Sunshine“ von Bill Withers (das Nataly Dawn auf ihrem reich bestückten Channel interpretiert) oder Arcade Fire und Ryan Adams, wie Kaita alias Ktinkoff, die hiermit gekrönte Königin des sich-schrecklich-genierenden Online-Musizierens. Dass abertausend Mause-Teenagerinnen ihre Songs natürlich nur pos-ten, weil sie wissen, dass die Jungs das wahnsinnig aufregend finden, ist ja klar – die Frage ist vielmehr: Kann man damit auch Geld verdienen? Ja, kann man. Schon voriges Jahr ist die 15-jährige Jasmine van den Bogaerde aus Hampshire (siehe Bild) mit einer Wohnzimmerklavier-Fassung von Bon Ivers „Skinny Love“ in einigen Ländern in die Charts eingestiegen, hat eben unter dem Namen Birdy sogar ein Album veröffentlicht. Mittlerweile werden zaghafte YouTube-Stars wie sie nicht mal mehr groß aufgepimpt, die offiziellen Videos sind ebenso unterbelichtet wie die Webcam-Originale. Diese Versionen werden nun wiederum von anderen Bleichmädchen gecovert, was den Effekt noch weiter potenziert. Die blöden „Dieses Video ist in ihrem Land nicht verfügbar“-Zeichen kommen hier leider nie. Vielleicht müsste einfach mal jemand der GEMA einen Tipp geben. Mehr Platz für dicke, rumänische, Karaoke-singende Hausfrauen.
Was man gerade auf dem Schulhof hört
Y-Titty „Ständertime“
Kelly Clarkson „Mr. Know It All“
Nica & Joe „Build A Palace“
R.I.O. feat. U-Jean „Animal“