JIMMY LAFAVE und die Flucht vor Dylan
Man sollte seinen Idolen ja nie zu nahe kommen. Auch wenn das mal im Bereich des Möglichen liegt, rein physisch betrachtet. Jimmy LaFave erzählt noch gern die Anekdote von seiner Fast-Begegnung mit Bob Dylan. Im selben Raum seien sie mal zusammen gewesen, aber dann habe ihm der Mut gefehlt, das große Vorbild anzusprechen. Angst spielte auch mit – die Angst nämlich, daß „der Zauber brechen könnte“.
Wer weiß: Wäre der Texaner aus Wills Point in der Nähe von Dallas damals mutiger gewesen, dürfte man sich jetzt vielleicht nicht über seine schöne Version von „Buckets Of Rain“ freuen. Es bleibt das einzige Dylan-Cover auf seinem aktuellen Album „Road Novel“ auf dem Live-Mitschnitt „Austin Skyline“, der ihn ’92 nach regionalem Lorbeer endgültig als verkable Songwriter-Kraft etablierte, waren es immerhin noch vier.
Wenn Dylan stets die kreative Bezugsgröße für LaFave war, dann ist Oklahoma stets die geographische geblieben. Auch wenn er seit zehn Jahren die texanische Musikmetropole Austin sein Zuhause nennt In Oklahoma erlebte er die prägende Adoleszenz, dort ließ er sich inspirieren von Lokalhelden wie Chet Baker, J.J. Cale, Woody Guthrie. Auf „Road Novel“ erweist LaFave dem Bundesstaat mit seiner Version von Leon Russells „Home Sweet Oklahoma“ seine Referenz.
„Highway Trance“, „Buffalo Return To The Plains“, „Road Novel“: Die Titel, die LaFave seinen Alben gab, sprechen die Bände, die sie überflüssig machen. Wer von Amerika singt wie der Mann mit der eigentümlich klagenden Stimme, singt auch von Verlust. Vfon der Unmöglichkeit, eine vergangene Ära mit einfachen Spielregeln zu neuem Leben zu erwecken. Und von der Möglichkeit, sich davon nicht verrückt machen zu lassen. So läßt sich Idolen trotzen. Selbst wenn die einem manchmal zu nahe kommen.