Jimi Hendrix: der beste Gitarrist aller Zeiten verstirbt
Nach einer langen Nacht erstickt Jimi Hendrix an seinem Erbrochenen. Die Welt verliert ihren Ausnahme-Gitarristen.
Am 18. September 1970 nahm Jimi Hendrix im Londoner Samarkand Hotel eine Überdosis der Schlaftabletten Vesparax ein – eine halbe Pille reicht für acht Stunden, Hendrix schluckte nach Schätzungen neun. Dazu Rotwein. Der Gitarrist starb an seinem Erbrochenen, er erstickte.
Bestattet wurde Jimi Hendrix in Seattle neben den Gräbern seiner Mutter und Großmutter.
Jimi Hendrix – Live At The Isle Of Wight ****
(aus ROLLING STONE 3/2007)
von Franz Schöler
Vom Abschiedskonzert der Experience in der Royal Albert Hall und dem Auftritt am Fuß des Haleakala-Kraters auf Maui, mit dem Warner Bros, den „Rainbow Bridge“-Film vorfinanzierte und Hendrix die astronomisch wachsenden Schulden für sein neues Studio begleichen wollte, existieren seit Jahren Dutzende von Bootlegs, vom letzten Festival-Auftritt auf der Isle Of Wight sogar so viele abweichende offizielle Mitschnitte, dass sich Fans des Gitarristen wohl erhofften, die eines Tages auch mal in passabler Qualität geboten zu bekommen.
Für das 3-CD-Set „The Last Experience“(Charly, 1,5) überspielte man jetzt tatsächlich so ziemlich jeden damals aufgezeichneten Meter Tonband. Eine ziemlich frustrierende Angelegenheit ist das dennoch. Denn mit dem Begriff „semiprofessionell“ ist die fachliche Qualifikation der da aktiven Tonleute noch höflich umschrieben. Ganz davon abgesehen, dass die ziemlich ausgelaugt wirkende Experience alles andere als eine rauschende Abschieds-Gala gab.
Mehr Pflichtübung als Kür waren auch die beiden Konzerte auf der schönen hawaiianischen Insel, bei der Hendrix routiniert Hits früherer Jahre abspulte, etwas konzentrierter (bzw. inspirierter) nur bei Glanzstücken des Bühnenrepertoires wie „Red House“ zur Sache ging und ansonsten reichlich Jam-Session-Atmosphäre verbreitete. Die Mixes von „The Rainbon’Bridge Concert“ (Purple Haze Records, 2,5) zeichnen sich zwar durch (relativ) gehobene Bootleg-Qualität aus. Aber wer die Experience 1967/68 live erlebt hat oder von den besten irgendwo auf Band konservierten Konzerten her kennt, wird das alles nicht als Offenbarung empfinden. Natürlich ist das hier sieben Wochen vor seinem Tod aufgezeichnete Tondokument so sorgfältig wie möglich remastered. Eingestanden wird aber auch, dass die eingesetzten 16-Spur-Maschinen alles andere als perfekt liefen.
So laid back gingen Hendrix, Mitch Mitchell und Billy Cox ihren Auftritt auf der Isle Of Wight einen Monat später definitiv nicht an. Woodstock, Altamont und die Folgen: Das Publikum, das angepilgert war und die Rückkehr eines Superstars miterleben wollte (und vorher Joni Mitchell mit Bierdosen von der Bühne vertrieben hatte), erlebte zu ziemlich vorgerückter nasskalter Stunde eine Galavorstellung. Es war zappendüster, und weil der Maestro von den Hunderttausenden Besuchern so gut wie niemand sah, spielte er halt… für sich selbst, seinen Begleitern generös ihre Soli gönnend.
Einige dieser Aufnahmen wird man garantiert in absehbarer Zeit auf einem Box-Set von Hendrix‘ besten Live-Mitschnitte finden. Und das nicht nur aus Gründen der Pietät.