Jens Lekman über sein neues Album „I know What Love Isn’t“
Auf seinem Album "I Know What Love Isn’t" sucht Jens Lekman nach dem Klang gebrochener Herzen – und widersteht dem Selbstmitleid. Unser Autor Jürgen Ziemer traf den Sänger zum Interview. Dazu gibt's den Albumstream.
Jens Lekman ist der Gott der kleinen Geschichten. Seine Songs wirken wie Einträge in ein imaginäres Tagebuch – zart, sensibel und voller Details: „Für mich ist es wichtig, den Menschen und Orten in meinen Liedern Namen zu geben. So als würde man die Charaktere und die Szenerie für einen Film auswählen“, sagt der 31-jährige Schwede und blickt nachdenklich in die Ferne. Dass sein neues Album ein Melodram geworden ist, hat er sicher nicht geplant.
„I Know What Love Isn’t“ berichtet von den unterschiedlichen Phasen und Facetten einer Trennung. Es sind melancholische Gedanken über Liebe und ihr langsames Verblassen, leicht erzählte Reflexionen über die alles verschlingende Schwermut danach. Jens Lekman berichtet von einer „Erica America“ und wünscht sich, er hätte sie nie getroffen. Ihm ist klar, „The End Of The World Is Bigger Than Love“ und landet doch bei der frustrierenden Erkenntnis „She Just Don’t Want To Be With You Anymore“.
Ob es ihm geholfen hat, diese Songs zu schreiben? „Der vielleicht wichtigste Satz auf dem Album lautet: ‚Über ein gebrochenes Herz kommt man niemals hinweg, man lernt nur, es mit Würde zu tragen'“, sagt Lekman und erzählt, dass die vergangenen drei Jahre seines Lebens in diesem Album stecken, all die Gefühle und Tränen: „Ich stelle mir das Album inzwischen als einen Grabstein vor. Vielleicht zünde ich ab und zu noch mal eine Kerze an, aber ich gehe jetzt weiter.“
Die Songs von „I Know What Love Isn’t“ klingen natürlich nicht so heiter wie das 2007 veröffentlichte Meisterwerk „Night Falls Over Kortedala“. Trotzdem gibt es kein weinerliches Wundenlecken, sondern einige der klügsten und schönsten Songs zum Thema. Leicht war es allerdings nicht: „Ich habe in Melbourne zwei Jahre mit Schreiben verbracht, ohne dass etwas davon Sinn ergeben hätte. Wenn man traurig ist, ist man eben nicht kreativ. Man geht Laufen, macht Liegestütze, versucht ,physisch in Form zu kommen.“ Erst nach dieser trübseligen Zeit ist Lekman wieder in der Lage, Songs zu schreiben, die sich musikalisch manchmal an Prefab Sprout orientieren.
„The World Moves On“ – das mit tollen Wortspielen, lässiger Soul-Attitüde und einer Referenz an die „Silly Love Songs“ der Wings auftrumpft – ist für Lekman das zentrale Stück des Albums. „Es beginnt mit einer Art Traum: Während einer extremen Hitzewelle in Melbourne liege ich auf dem Fußboden meiner Wohnung mit einer Tüte tiefgekühlter Erbsen auf dem Gesicht.
Von diesem Bild lasse ich mich durch eine Kette von Assoziationen tragen. Ich wollte auf diesem Album keine Songs über Liebe und Herzschmerz haben, weil ich finde, es lohnt sich nicht, darüber zu schreiben.“ Aber das ist natürlich nicht wahr. Lekman ist einer der großen Romantiker des (Indie-)Pop. Und selten klang der Sound gebrochener Herzen so gut und dabei trotzdem weise wie auf „I Know What Love Isn’t“.
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Das komplette Album gibt es bereits jetzt im Stream:
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