Jeder sein eigener Händler
Mit SNOCAP, dem Download-Modell des Napster-Gründers Shawn Fanning, sollen die illegalen P2P-Tauschbörsen in ein Netzwerk legaler Musikanbieter transformiert werden.
Wer sich nicht schon alles wieder vertragen hat Roger Waters und Pink Floyd, Michael Jackson und die Kinder, Roy und der rabiate Tiger. Noch nicht ganz so weit fortgeschritten ist da der Versöhnungsprozeß zwischen der Musikindustrie und den „freien“ Tauschbörsen. Zwar gibt es inzwischen eine Vielzahl gut ausgestatteter und etablierter legaler Angebote, doch wird allen Unkenrufen zum Trotz noch immer massenhaft Musik über das Netz getauscht ,Jf you can’t beat them, join them“, sagen sich die Manager seit einiger Zeit und denken angestrengt darüber nach, wie die Filesharer vielleicht doch noch zu zahlenden Kunden gemacht werden können.
Schon zu Zeiten der Tauschbörse Napster wurde eifrig nachgerechnet, wie sich der Umsatz wohl entwickeln würde, wenn auch nur fünf Prozent der unzulässig getauschten Lieder legal erworben worden wären. Ausgerechnet Shawn Fanning, Napster-Gründer und ehemaliger Belzebub der Musikindustrie, will mit seiner neuen Firma Snocap nun einen Ausgleich zwischen den Wünschen der Nutzer und den kommerziellen Interessen der Rechteinhaber schaffen. Mit Fannings Technologie sollen Tauschbörsen kontrollierbar und damit für die Musikbranche zu einem attraktiven Distributionskanal werden. Die Geschäftsidee ist naheliegend: In den Netzen tummeln sich Millionen Musikfreunde, die zusammengerechnet über eine Repertoiretiefe verfügen, die kein Download-Shop wohl jemals erreichen wird. Jedoch ist kaum einer der dort angebotenen Titel für den kostenfreien Bezug freigegeben worden und den Rechteinhabern entsprechend ein Dorn im Auge. Ein Zustand, den Snocap ändern solL Das Prinzip: Künstler, Musikverlage und Labels registrieren ihre Musikstücke in der Snocap-Datenbank und legen dort fest, zu welchen Bedingungen die Titel verkauft werden sollen. So können beispielsweise das Audio-Format, die etwaigen Restriktionen durch ein Digital Rights Management, der Preis oder auch die zugelassenen Anbieter individuell bestimmt und auch jederzeit wieder geändert werden. Aus diesem digitalen Großmarkt sollen sich dann alle autorisierten Händler von Online-Musik zu den festgelegten Konditionen bedienen können. Der Vorteil: Die Anbieter müssen nicht mehr mühevoll seitenlange Verträge mit jedem einzelnen Rechteinhaber aushandeln, sondern profitieren vom „To-go“-Charakter der bei Snocap lizenzierten TiteL Zudem schließt Snocap nach dem bisherigen Stand niemanden von der Teilnahme aus: Fanning legt ausdrücklich Wert darauf möglichst viele Indie-Musiker und auch vertragslose Künstler im Repertoire zu haben. Bislang haben von dieser Möglichkeit bereits drei der vier Major-Labels sowie zahlreiche Indie-Firmen Gebrauch gemacht und mehr als 250 000 Titel lizensiert.
Insbesondere die Absicht, auch Peer to-Peer-Dienste mit der Technologie in gewinnbringende Angebote zu verwandeln, hat für Aufsehen gesorgt. Als in die Tauschbörsen integrierte Instanz soll das System mit der Snocap-Datenbank abgleichen, inwieweit die nachgefragten Titel von den Urhebern lizenziert worden sind – und nur im positiven Fall den Bezug zu den jeweils festgelegten Konditionen zulassen. Titel, die von den Nutzern angefragt, aber noch nicht registriert sind, erkennt Snocap automatisch und teilt den Rechteinhabern die Nachfrage anschließend mit – mit der Absicht, daß die betreffenden Stücke nachträglich lizenziert werden. So soll sich irgendwann eine mit den derzeitigen Tauschbörsen vergleichbare Katalogtiefe herausstellen, die vollkommen legal ist – und an der die Beteiligten auch Geld verdienen. Wie viel ein entsprechender Download via Snocap-Peer-to-Peer jedoch kosten wird, ist bislang noch nicht klar. Snocap selbst fungiert ohnehin nur als Clearingstelle, die Preise sollen von den Rechteinhabern selbst gewählt werden. „Bei den P2P-Modellen werden die Auslieferungskosten für die Musik dezent auf den Endkunden abgewälzt“, sagt Sven Hansen, Redakteur bei der Computer-Fachzeitschrift „c’t“, ich gehe jedoch nicht davon aus, daß P2P-Musik deutlich billiger sein wird als bei den zentralisierten Shops.“
Bislang sieht es mit entsprechenden P2P-Kooperationen ohnehin mager aus. Einzig der noch nicht gestartete Dienst „Mashboxx“ will bisher definitiv mit Snocap zusammenarbeiten, auch wenn nach Aussage der Macher Gespräche mit weiteren Anbietern geführt werden. „Die Dienste könnten so ein wenig aus der Schmuddelecke herauskommen, in die sie teilweise unverdient geraten sind“, so Experte Hansen. „Vtfenn zudem offiziell Inhalte der Majors an Bord sind, können diese natürlich schlecht gegen die Tauschbörsen wettern“. Gerrit Pohl This note s ioryou