„Jede Woche ein Eheabend“
NUR EIN PAAR JAHRE DAUERTE DER Weltruhm von Creedence Clearwater Revival, doch es sind diese Jahre, die John Fogerty ein Leben lang beschäftigen. Zunächst mehr als zwei Jahrzehnte, weil er um die Erlöse aus seinen eigenen Liedern gebracht wurde wie kaum sonst jemand in der Musikgeschichte – und darüber verbitterte. Und dann – als er wieder über sein Werk verfügen konnte -, weil es ihm augenscheinlich Spaß machte, die Hits von damals endlich ohne Ballast aufführen zu können. Nun erscheint ein Album, auf dem Fogerty seine 40 Jahre alten Lieder (sowie einige aus den Solojahren) gemeinsam mit alten Weggefährten und neuen Freunden aufgenommen hat. Das ist kein zwingendes Konzept, aber wer will es dem Künstler verdenken? Zumal Bands wie die Foo Fighters („Fortunate Son“), My Morning Jacket („Long As I Can See The Light“) und die Dawes („Someday Never Comes“) das Zeitlose dieser fabelhaften Lieder vorführen.
Mr. Fogerty, wessen Idee war das neue Album „Wrote A Song For Everyone“?
Die meiner Frau. Sie sagte, warum machst du dir nicht die Freude und nimmst deine Lieder mit einigen deiner Lieblingsmusiker auf? Mir gefiel der Gedanke, dass andere Leute meiner Musik einen neuen Twist beibringen. Ich habe die Künstler ihre Songs selbst aussuchen lassen, und dann haben wir gemeinsam besprochen, in welche Richtung es gehen könnte. Ich wusste zum Beispiel, dass Keith Urban gut Banjo spielt, es aber auf seinen eigenen Platten nicht so oft macht. Das durfte man ja lange nicht, aber jetzt gibt es Bands wie Mumford & Sons, und das Banjo ist auf einmal wieder okay.
Gab es so etwas wie einen schönsten Moment?
Mit den Foo Fighters zu arbeiten war sehr besonders für mich. Die haben dieses Haus mit Proberäumen und Büros, und ich kam durch die Hintertür rein, die direkt in die Regie des Aufnahmestudios führt. Ich spürte sofort diese Energie – hier arbeitete eine richtige Band. Ich hatte Dave Grohl schon ein paar Jahre vorher kennengelernt, aber seine Jungs kannte ich bis dahin nicht. Was für eine Kraft!
Eine ganz andere Energie hat Allen Toussaints Version von „Proud Mary“. Hat er sich den Song selbst ausgesucht?
Nein, auch das war die Idee meiner Frau. Wir saßen gemeinsam beim Abendessen – wir haben jede Woche so einen Eheabend ganz für uns allein, weil unser Haus mit unseren Kindern voll ist und immer irgendetwas passiert. Ich sprach über einen alten Song, den ich neu aufnehmen wollte, weil ich ihn immer in so einer New-Orleans-Atmosphäre gehört hatte, vielleicht mit Dr. John oder so jemandem. Da kriegt meine Frau ganz große Augen, und es bricht aus ihr heraus: „Proud Mary“! Ich dachte erst, sie hat mich falsch verstanden, aber dann begriff ich -in dem Lied geht es ja um den Süden, um New Orleans, Zydeco, Cajun und all das. Ich sagte, Liebling, da werde ich Hilfe brauchen – mit solcher Musik kenne ich mich nicht aus. Und weil mein Leben ja dieser sonderbare kleine Rock’n’Roll-Sonderzug ist, kann ich zum Hörer greifen und jemanden wie Allen Toussaint anrufen.
My Morning Jacket spielen „Long As I Can See The Light“. Kannten Sie die Band?
Ich hatte Jim und seine Jungs vor Jahren beim SXSW-Festival kennengelernt. Die kommen ja aus der Welt der Jam-Bands – sie fühlen sich rein in einen Song und gehen auf eine emotionale Reise, bis sie seine Essenz verstehen. Ich musste, nun ja, ein bisschen geduldig mit ihnen sein. Ich bin ja ein ganz anderer Typ, der eher traditionell arbeitet.
Die Arbeit mit Bob Seger wird Ihnen leichter gefallen sein. Er macht aus „Who‚ ll Stop The Rain“ einen Heartland-Rock, als hätte er das Lied selbst geschrieben.
Ich kenne Bob natürlich schon seit vielen Jahren und wollte ihn unbedingt dabeihaben. Bob ist einer von den Leuten, die noch selbst ans Telefon gehen, wenn man ihn anruft. Keine Sekretärin, kein Agent, gleich Bob. Er sagte mir dann eine Weile später, dass Kid Rock auch gern mitmachen wolle – die beiden kommen ja aus Detroit und sind gute Freunde. Ich würde sagen, sie haben einen Plan ausgeheckt. Jedenfalls hatte ich eine Weile später eine CD mit seiner Version von „Born On The Bayou“ im Briefkasten. Das ist das einzige Lied, das ohne mein Beisein entstanden ist, und ich habe dann noch meinen Schlagzeuger Kenny Aronoff auf Kid Rocks Beats trommeln lassen und meine alte Rickenbacker auf das Playback gespielt, damit der Song zu den anderen passt.
Brad Paisley, „Hot Rod Heart“: Gitarristen unter sich.
Brad wollte, dass wir uns duellieren. Wir saßen im Studio auf beiden Seiten der Scheibe und solierten im Wechsel. Ich verpasste ständig meine Einsätze, weil ich mit offenem Mund dasaß und ihm zuhörte. Der Mann ist unfassbar gut.
Das gehört offensichtlich fest zu Ihrem musikalischen Selbstverständnis: als Musiker besser werden, diszipliniert arbeiten. Diese Liebe zum gekonnten Handwerk am Instrument hört man vielen der neuen Versionen an. Bei CCR war ja alles etwas rudimentärer.
Damals ging es mir als Gitarrist um einen guten Ton, um ein Gefühl beim Spielen und darum, den richtigen Platz im Arrangement zu finden. Ich habe danach viele Jahre sehr hart an mir gearbeitet, um besser zu werden. Man muss immer weitermachen und lernen. Wenn man damit aufhört, ist es, als würde man sterben.