Jason Mraz: Interview und „I Won’t Give Up“ als Rolling Stone Session
"Mein Song ist mein Mantra", verriet Jason Mraz Kollegin Birgit Fuß im Gespräch über Kreativität, das Klauen bei Yoga-Gurus und seine verheerende CO2-Bilanz. Dazu gibt's unsere Session, bei der Mraz die Single "I Won't Give Up" spielt.
Den grünen Tee hat Jason Mraz immer an seiner Seite – neuerdings in einer Glasflasche, die mit dem Artwork seines morgen erscheinenden Albums „Love Is A Four Letter Word“ geprägt ist. Das ist dann aber auch der einzige Hauch von Exzentrik, den wir erkennen konnten, als wir Mraz und sein Team am Tag der Echo-Verleihung (bei der er auch spielte) im Regent in Berlin trafen. Im süffigen Ambiente des Luxus-Hotels war Mraz ein erfrischender Gegenpol: Er kam barfuß mit Surfer-Shirt, Wollmütze und Stoffhose in die Suite geschlufft, scherzte mit uns, dem Manager und den anwesenden Bandmitgliedern und erfüllte nur wenig später den Raum mit seiner weichen Stimme und der eingängigen Single „I Won’t Give Up“. Hier nun unsere Rolling Stone Session und im Anschluss das Interview von Birgit Fuß.
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Jason Mraz hat einen Lauf. Selbst der bescheidenste Popstar kann das nicht leugnen. Seit seinem Hit „I’m Yours“ von 2008 kennt ihn jeder Radiohörer weltweit, und mit dem neuen Album „Love Is A Four Letter Word“ legt der 34-Jährige Lieder nach, die kaum lässiger und eingängiger sein könnten. Eine Botschaft haben sie allerdings auch, denn nebenbei ist Mraz Humanist und Umweltaktivist. Birgit Fuß sprach mit dem Wahlkalifornier.
Ist der Song „Living In The Moment“ auch dein persönliches Lebensmotto?
Unbedingt. Meine Songtexte sind für mich Mantras, die ich brauche, um jeden Tag zu trainieren, wie ich leben will. Und ich möchte, dass meine Lieder einen Sinn haben auf dieser Welt. Es geht nicht nur darum, dass ich das Leben jeden Moment genießen will, sondern auch, dass die Hörer sich ihren Reim darauf machen und über ihr Leben nachdenken. Nicht zu sehr an der Vergangenheit hängen, sondern die Gegenwart feiern – denn nur dort existieren Liebe, Möglichkeiten, Kreativität. Auch wer darüber nachdenkt, was er morgen machen könnte, kann nicht kreativ sein. Alles muss jetzt passieren. Die besten Mantras bekommt man übrigens von Yoga-Lehrern – eigentlich klaue ich alles bei diesen Gurus.
Sortierst du Songs aus, die zu negativ sind?
Ich schreibe sie gleich gar nicht. Ich trage meine Ideen für Songs immer lange mit mir herum. Ich überlege, ob sie das Leben anderer Menschen bereichern werden, ob sie ihnen Kraft geben können. Und mir auch. Für mich ist Musik die schönste Therapie. Woher soll ich sonst wissen, wer ich bin und was ich hier soll? Das Wichtigste ist für mich, dass die Lieder von Herzen kommen, nicht aus dem Kopf. Wenn es nur cleveres Songwriting ist, dann reicht mir das nicht.
Du bist jetzt seit mehr als zehn Jahren im Geschäft. Wird die Unterscheidung zwischen Herz und Kopf schwieriger, je besser man das Handwerk beherrscht?
Ich bin natürlich ein professioneller Songwriter, so muss ich mich wohl bezeichnen, weil ich schon lange davon leben kann. Aber ich schreibe nie, um kommerziellen Erfolg zu haben. Ich will den, keine Frage, ich bin ja auch auf einem Major-Label. Aber es geht zuallererst um den wahren Ausdruck. Just sing the truth, you know.
Wie gelingt es dir, kein Zyniker zu werden?
Im Grunde verdanke ich es „I’m Yours“. Da bringe ich dieses kleine Hippie-Poesie-Lied raus – und sehe, wie es weltweit mitgesungen wird. Von allen, überall. Da habe ich gemerkt, dass jeder etwas verändern kann – und sei’s nur, indem man den Leuten ein bisschen Glück in Form eines Songs bringt. Wir sind nur so kurz auf dieser Welt, also warum nicht das Beste darauf machen? Ich sehe mich jetzt viel mehr als Weltbürger, und alssolcher will ich Gutes tun – für die Menschen, für die Umwelt.
Aber das Popstardasein verträgt sich nicht so gut mit Umweltbewusstsein, oder?
Meine persönliche CO2-Bilanz ist so verheerend, das macht mir ein sehr schlechtes Gewissen! Ich buche für meine Tourneen für Dutzende Menschen Flüge, ich verbrauche endlos viel Energie. Also gleiche ich das immer am Jahresende zumindest ein bisschen aus, indem ich an Umweltorganisationenspende, die Bäume pflanzen. Ich habe jetzt auch eine eigene Stiftung, weil ich mich noch mehr für den Umweltschutz, aber auch für Menschenrechte engagieren will.
Jason Mraz live
24.11.2012 Sa. Frankfurt / Jahrhunderthalle
25.11.2012 So. Düsseldorf / Mitsubishi Electric Halle (Philipshalle)
26.11.2012 Mo. Berlin / Columbiahalle
28.11.2012 Mi. München / Zenith