Rammstein-Solidaritätsaktion: Deutsche Antirassismus-Aktivistin zeigt sich empört
Die deutsche Antirassismus-Aktivistin und Autorin Jasmina Kuhnke sieht im geplanten Kniefall der Rammstein-Fans vor Till Lindemann ein großes, fundamentales Problem.
Für das heutige Rammstein-Konzert in München (07. Juni) haben Fans im Zuge der Missbrauchsvorwürfe gegen Till Lindemann eine Solidaritätsaktion mit dem Sänger angekündigt: Sie wollen vor der Band auf die Knie gehen — und damit jene Geste von Rammstein erwidern, die die Band selbst seit vielen Jahren bei Konzerten praktiziert. Die Autorin und Antirassismus-Aktivistin Jasmina Kuhnke (in den Sozialen Medien auch als Quattromilf bekannt) übt daran Fundamentalkritik.
„Ich kann das alles nicht mehr: Ich will einfach nur schreien“, schreibt Kuhnke (die sich selbst als „afrodeutsche Serbokroatin oder serbokroatische Afrodeutsche“ bezeichnet) auf Twitter — und postet neben einem Screenshot eines Artikels über die Rammstein-Solidaritätsaktion den Auszug einer Wikipedia-Seite zum Thema „Taking the Knee“. Damit bringt sie den von Rammstein-Fans geplanten Kniefall mit einer politisch hochbrisanten Geste des US-amerikanischen Footballspielers Colin Kaepernick in Verbindung. Kaepernick kniete im Jahr 2016 bei NFL-Spielen während der US-Hymne, anstatt wie üblich aufzustehen. Damit demonstrierte er gegen Rassendiskriminierung sowie Polizeigewalt in den USA. Die Geste schlug weltweit große Wellen und ist wichtiger Teil des „Black Lives Matter“-Diskurses – und auch deshalb, weil Kaepernicks Karriere sich davon nie erholte, was als Indiz für strukturellen Rassismus gedeutet wird.
Zuspruch und Kritik für Kuhnke
Kuhnkes Empörung stößt bei vielen Twitter-Nutzer*innen auf Verständnis. „Das ist krass eklig und verabscheuungswürdig“, „Das ist wirklich einfach nur noch abstoßend, wow“ oder „Diese Ekelhaften“ lauten nur einige der Kommentare. „Immer wenn ich glaube, dass der Fall und Umgang mit der Situation nicht mehr schlimmer werden kann, werde ich eines Besseren belehrt“, meint eine Person. Kuhnke selbst legte auch nochmal nach: „Weiße Leute sind wirklich nicht okay! Ufff“, schreibt sie.
Allerdings gibt es auch Nutzer*innen, die den Zusammenhang zwischen der Fan-Aktion und der Kaepernick-Geste nicht sehen. „Ich lehne mich hier vielleicht etwas weit aus dem Fenster aber diese Geste gibt es in vielen Bereichen und auch aus allen möglichen Zeiten bsp: Im Mittelalter und auch schon zuvor zeigten Ritter ihre Loyalität ihrem Herren gegenüber dadurch, dass sie vor ihm auf die Knie gingen“, schreibt ein Nutzer des Kurznachrichtendiensts.
„Ich kann Frau Kuhnke leider nicht antworten. Aber laut meiner Recherche kniet Rammstein schon bevor das Knien es eine Protestform in USA waren“, meint eine andere Person.
Tatsächlich ist das Niederknien am Ende der Show seitens der Band seit vielen Jahren Teil von Rammstein-Konzerten, wie unter anderem auf diesem Foto zu sehen ist: