Jann Wenner: Statement des ROLLING STONE

Botschaft auf Social Media nach Turbulenzen um die Veröffentlichung von Wenners Interviewbuch„The Masters“

Jann Wenner hat inmitten der „Flower Power“-Bewegung im San Francisco der späten 1960er das Indie-Musikmagazin ROLLING STONE begründet. Die erste Ausgabe erschien 1967. Mit dem späteren Umzug nach New York wurde der „Stone“ zu einem der führenden Popkultur-Magazine der Welt. Der deutsche ROLLING STONE erscheint seit dem Jahr 1994 als eigenständige Lizenz-Tochter der US-Ausgabe.

Am letzten Freitag (15. September) löste Wenner, der seinen Magazinverlag mittlerweile abgegeben hat und als „elder statesman“ vielfältig aktiv geblieben ist, einen Sturm der Kritik aus.

Grund: Er hatte sich in einem Promotion-Interview mit den Kulturseiten der „New York Times“ zu seinem neuen Buch „The Masters“ über Musikerinnen und schwarze Musiker geäußert, die in seinem neuen Opus eben NICHT vorkommen.

Er sagte sinngemäß, dass nach seiner Interviewerfahrung weder Frauen im Rock’n’Roll noch schwarze Musiker:innen auf der von ihm erwünshcten „intellektuellen Ebene artikuliert genug wären“.

Hier der Klappentext des besagten Buches:

In den fünfzig Jahren, in denen er die „Bible Of Rock And Roll“ herausgab, führte Jann Wenner eine Reihe von Interviews, die heute zu den wichtigsten historischen Dokumenten der Rockmusik zählen. Einige dieser Gespräche sorgten für Schlagzeilen – 1970 deckte sein Interview mit John Lennon die aufgebrochenen Spannungen auf, die letztlich zur Auflösung der Beatles führten. Mit Bob Dylan (…), der sich Wenner gegenüber offener zeigte als gegenüber jedem anderen, führt er einen überaus engen Dialog. Mick Jagger wiederum vertraute nur einer Person, die ihn öffentlich über sein Privatleben und seine Arbeit hinter den Kulissen der größten Rockband der Welt interviewte ..“

Letztlich historische „Longform-Interviews“, die in einer personell bewusst reduziert gehaltenen Form zusammengefasst worden sind. Und wenn man so will: Eine Versammlung von alten, weißen Männern wie Dylan, Lennon, Jagger, Townshend, Garcia, Bono oder Springsteen, die in seinem „Masters“-Buch vorkommen. Portraitiert im Talk, als diese noch jünger waren.

Die Einlassungen Wenners zu seiner Buch-Auswahl führten neben Social-Media-Aufgeregtheiten dazu, dass der 77-Jährige aus dem Vorstand der „Rock & Roll Hall Of Fame“ in Cleveland entfernt wurde, die er einst mit großer Tatkraft mitbegründet hatte.

Nun hat auch die Zentrale des (heutigen) ROLLING STONE in New York, aus der sich Wenner zurückgezogen hat, eine Erklärung in dieser Causa geteilt.

Darin heißt es: „Die jüngsten Äußerungen von Jann Wenner gegenüber der New York Times repräsentieren nicht die Werte und Praktiken des heutigen Rolling Stone. Jann Wenner ist seit 2019 nicht mehr direkt an unseren Aktivitäten beteiligt. Unser Ziel, insbesondere seit seinem Weggang, ist es, Geschichten zu erzählen, die die Vielfalt der Stimmen und Erfahrungen widerspiegeln, die unsere Welt prägen. Der Kern von Rolling Stone ist das Verständnis, dass Musik uns vor allem zusammenbringen kann, statt uns zu trennen.“

Letztlich prallen in dieser Angelegenheit mal wieder das Verständnis sehr unterschiedlicher Rock-und-Pop-Generationen aufeinander: Wenner hat eine Buch-Compilation seiner Alt-Interviews gegenüber der „NYT“ vielleicht etwas zu unbedarft erklärt. Seine Auswahl der Interviewpartner bleibt ihm überlassen.

Die despektierlichen Äußerungen gegenüber schwarzen und weiblichen Musiker:innen mögen seinem durch das Alter bedingten Verständnis für Pop und Rock entsprechen. Dass er sich mit dieser Sicht der Dinge nicht mehr für einen Vorstandsposten einer (integrativen) Pop-Institution wie der „Hall of Fame“ empfiehlt, hat eben jene Hall nun entschieden.

X Corp. Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus X Corp.
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates