Jan Böhmermann warnt in „New York Times“-Kommentar vor AfD

In einem Video erklärt Jan Böhmermann einem internationalen Publikum, was in Deutschland gerade vor sich geht. Zugleich greift er auch direkt Elon Musk an.

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Wenige Tage vor der Bundestagswahl hat sich Jan Böhmermann überraschend mit einem Gastbeitrag in der renommierten US-Zeitung „New York Times“ zu Wort gemeldet.

Mit einem knapp neunminütigen Videobeitrag, der sich offensichtlich an ein internationales Publikum und vor allem die Bürger der USA richtet, warnt er vor den Folgen des Rechtspopulismus und einem Erstarken der AfD in Deutschland.

Unter dem Titel „The Far Right is Rising in the Land of ‚Never Again'“ (Der Rechtsextremismus bekommt im Land des ‚Nie wieder‘ Auftrieb“) versucht sich Böhmermann an einer Einordnung der politischen Lage in Deutschland.

Jan Böhmermann erklärt, was die AfD vorhat

„Guten Tag from Germany, dem Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss“, begrüßt der „ZDF Magazin Royale“-Moderator die Zuschauer. Danach folgt eine Art Lektion darüber, was es in Deutschland bedeutet, rechte Politik zu machen. Er spricht von Deutschland als „Vergangenheitsbewältigungsweltmeister“. Zahlreiche deutsche Füllwörter finden sich zwischen dem in englischer Sprache gehaltenen Beitrag.

Auch wenn man sehr wohl Lehren aus dem Holocaust gezogen hätte, gebe es eben keine Anleitung dafür, wie ein „Nie wieder“ aussehen soll, so der 43-Jährige. Zu Ausschnitten von AfD-Politiker fragt Böhmermann spitzfindig: „Sollte sich der Rest der Welt nun Sorgen um ein faschistisches Comeback Deutschlands machen?“ Die Antwort: „Jawohl! Aber hallo, und zwar so richtig.“

Kritik an Elon Musk

Im weiteren Verlauf des Clips geht Böhmermann auch auf Elon Musk ein, der zuletzt Schlagzeilen mit einer Bewegung bei einer öffentlichen Rede gemacht hat, die sehr stark an einen Hitlergruß erinnerte. Er thematisiert dann das Gespräch zwischen AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und Musk, in dem Weidel Hitler geschichtsklitternd als „Kommunisten“ bezeichnete.

Böhmermann stellt daraufhin eine Verbindung zwischen Musks Rhetorik und der der AfD her, indem er suggeriert, dass beide „Nazi-Dinge sagen und machen“ können, solange sie aggressiv bestreiten, dass jemand jemals ein Nazi war.

Wenngleich der Satiriker deutlich macht, dass Deutschland nie mehr zu Nazi-Deutschland werden könne, argumentiert er mit Anspielung auf den berühmten Trump-Slogan: „Wir sind keine Nazis, wir wollen nur, dass Deutschland wieder großartig wird“ („We are not Nazis, we just want Germany to be great again“)

Die ersten Netz-Reaktionen auf das prominent bei der“New York Times“ platzierte Böhmermann-Video reichen zwischen Erstaunen und Lob. Viele hoben hervor, dass der Comedian damit auch den USA den Spiegel vorhalte, sich nicht in die Politik anderer Länder einzumischen, gerade wenn eine Wahl kurz bevorsteht.

Will Böhmermann deutsche Wähler beeinflussen?

Schon vor einigen Tagen hatte Böhmermann mit Bezug auf die von der CDU initiierte Bundestagsabstimmung über eine zukünftig restriktivere Asylpolitik in einem Instagram-Beitrag den Wählern empfohlen, ihre Wahlentscheidung davon abhängig zu machen, wie sich Politiker und Kommentatoren zum AfD-Verbotsantrag äußern würden.

Politische Statements – vor allem auch mit Bezug auf das Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland und damit vor allem der AfD – waren von dem ZDF-Aushängeschild in den letzten Jahren oft zu hören. In einer Sendung von „ZDF Magazin Royale“ untersuchte er gemeinsam mit seiner Redaktion den Erfolg der AfD gerade in Ostdeutschland. Dabei kam er unter anderem zu dem Ergebnis, dass die im Zusammenhang mit dem Rückgang des Lokaljournalismus stehen könnte.