James Bond: Warum 007 fast eine Frau geworden wäre
Buchautor Ian Fleming wollte Sean Connery nicht. Er hielt ihn einen ungehobelten Klotz.
In „No Time To Die“ von 2001 wird Lashana Lynch zur ersten weiblichen Filmfigur, welche die Agenten-Nummer 007 tragen durfte. Doch bereits sechs Jahrzehnte zuvor gab es ernsthafte Überlegungen, aus James Bond eine Frau zu machen.
Das behauptet eine neue Biografie von Nicholas Shakespeare über den englischen Lebemann und Autor Ian Fleming. In „The Complete Man“ ist zu lesen, dass Produzent Gregory Ratoff anfangs anregte, die Actrice Susan Hayward in der Verfilmung von Flemings erstem Bond-Roman „Casino Royale“ zu besetzen.
US-Fachmedien wie „Variety“ zitieren bereits vorab aus Shakespeares Werk. Demnach waren ab Mitte der 1950er-Jahre viele bekannte Schauspieler avisiert worden.
Der selbstbewusste Fleming hatte bereits mehrere Kandidaten getestet, von Richard Burton („Ich denke, dass er bei weitem der beste James Bond wäre“) über James Stewart („Ich hätte überhaupt nichts gegen ihn als Bond, wenn er denn seinen Akzent etwas englischer kriegen könnte“) bis hin zu James Mason („Wir müssen uns vielleicht mit ihm zufrieden geben“).
Vor dem Hintergrund, dass Flemings Originalstoffe eher reißerische Unterhaltungsliteratur war, wollte anfangs niemand der Agent seiner Majestät werden.
20 bis 30 Schauspieler standen seinerzeit auf der Kandidatenliste. Als Problem stellte sich der Seriencharakter des Projektes heraus. „Kein bedeutender Schauspieler wollte die Rolle für mehr als einen Film spielen, und ohne die Zusage eines Hauptdarstellers konnten wir keinen Vertrag mit einem Verleiher abschließen“, wird Flemings Filmagent Robert Fenn in dem Buch zitiert.
Als Wunschkandidat Richard Burton ablehnte, wären auch Peter Finch, Cary Grant, Dirk Bogarde, Trevor Howard, Rex Harrison, Richard Todd, Michael Redgrave, Patrick McGoohan, Roger Moore (der später Bond spielte) und Richard Johnson in der 007-Auswahl gewesen.
US-Produzent Gregory Ratoff, der den Bond-Stoff für kleines Geld (kolportiert werden 6000 Dollar) für eine TV- oder Film-Umsetzung erworben hatte, brachte laut Drehbuchautor Lorenzo Semple Jr. eine weibliche Version ins Spiel.
Er hatte die Besetzung anfangs in einem „Dummchen-Kontext“ gesehen. Der Ur-Bond wurde als „unglaublich und, wenn ich mich recht erinnere, sogar irgendwie beschränkt befunden. Also dachte Gregory, die Lösung sei, Bond zu einer Frau zu machen, ‚Jane Bond‘, wenn man so will.“
Kandidatin Suasan Hayward war fünfmal für den Oscar als beste Schauspielerin nominiert und gewann den Preis 1958 für „I Want to Live!“. Später spielte sie die Hauptrolle in dem berüchtigten Skandalfilm „Valley of The Dolls“.
Doch es sollte anders kommen.
Auch wenn Buchautor Fleming über Sean Connery regelrecht schockiert gewesen sein soll. Dessen schottischer Akzent entsprach so gar nicht der Vorstellung von einem Queen’s English Spion. „Er ist überhaupt nicht meine Vorstellung von Bond, ich will einfach einen eleganten Mann, nicht dieses Rauhbein“, so Fleming.
Als der erste Bond-Film „Dr. No“ 1962 tatsächlich in die Kinos kam, wurde Connery schnell zur Agenten-Legende, der in fünf weiteren Missionen zum Einsatz kam
„Es war das schiere Selbstvertrauen, das er ausstrahlte“, fügt Produzentin Barbara Broccoli über Connery hinzu. „Er lief wie der arroganteste Kerl herum, den man je gesehen hat – als ob ihm jedes Stück der Jermyn Street von der Regent Street bis zum St. James Park gehörte. ‚Das ist unser Bond‘, sagte ich.“