James Blunt: Hier bitte, mein Song löst Corona-Demonstrationen auf
Der englische Sänger empfiehlt „You're Beautiful" als Blockadebrecher für Proteste in Neuseeland – und gibt wieder einmal den Schalk in der eskalierenden Covid-Debatte
Popmusik als Psychoterror hat eine gewisse Tradition. US-Marines beschallten etwa Ende Dezember 1989 die Villa des Finsterlings Manuel Noriega in Panama City, bis der Chef der Militärjunta schließlich entnervt aufgab. Was als „Heavy-Metal-Folter“ in die jüngere Geschichte einging, war beim näheren Hinhören ein eher eklektischer Mix aus Guns N‘ Roses, Bruce Cockburn und Rick Astley; auf Spotify findet sich eine Playlist dazu.
Material für eine aktuelle Liste entsteht gerade im neuseeländischen Wellington. Hier blockiert die übliche Mischung aus Impfgegnern und Impfmaßnahmen-Gegnern zentrale Straßen der Hauptstadt. Die Pandemie-Proteste gegen die sehr strengen Regeln in Neuseeland sind zudem gemischt mit allgemeiner Ablehnung der Politik von Premierministerin Jacinda Ardern. Rund 150 Personen wurden bislang festgenommen.
Nach einem Bericht der BBC versuchten es die Behörden anfangs mit Wasserduschen über Rasensprenger, die auf den angrenzenden Grünflächen installiert waren. Doch statt ihre Blockade aufzulösen, kappten die Demonstranten kurzerhand die Zuleitungen.
Zum weiteren Arsenal der Ordnungskräfte zählt – wie seinerzeit in Panama – laut abgespielte Popmusik; in Dauerrotation mit Informationen zu Covid-19-Impfungen erklingt etwa „Mandy“ und „Could Be Magic“ von Barry Manilow oder der hispanische Gartenparty-Smasher „Macarena“.
Ein offenbar unterbeschäftigter James Blunt bot daraufhin den örtlichen Behörden seine Dienste an. „Melden Sie sich bei mir, wenn das nicht klappt @NZPolice“, teilte er über Twitter mit. Gesagt, getan. Einige Stunden später lief sein „You’re Beautiful“ über die Lautsprecheranlage. Bisheriges Ergebnis: Die Demonstranten sangen den 2005er-Schmusehit nieder und hielten stattdessen im Regen tanzend „We’re Not Gonna Take It“ von Twisted Sister dagegen.
Die Aktion von James Blunt in Wellington passt wiederum zu seinem Umgang mit Boykott-Strategien. Wohlwissend, dass sein „Beautiful“-Song durchaus polarisierend wirkt, hatte er damit gedroht neue Musik auf Spotify zu veröffentlichen. Als humorig-subversiver Kommentar auch auf den Boykott von Neil Young und Kolleginnen. „Wenn Spotify Joe Rogan nicht sofort entfernt, werde ich neue Musik auf der Plattform veröffentlichen“, schrieb Blunt damals. Sein doppeldeutiger Hashtag dazu lautete: „youwerebeautiful.“