„Jahresrückblick 2003 – Oktober: „l’m In The Mood Again“
Man müsste mal einen Stimmungsanzeiger erstellen, der einem sagt, wie man bei der Veröffentlichung eines neuen Albums von ELVIS COSTELLO so drauf war. Ich war in diesem Frühjahr brummig, als „Punch The Clock“ weder aufgelegt und verschiedentlich als mehr oder weniger missglücktes Nebenwerk beurteilt wurde. Wer so etwas schreibt, der war 1983 erstens nicht dabei und hat zweitens keinen Sinn für Pop. Nun widme ich mich der Verteidigung von „Blood & Chocolate“, einem weiteren Lieblingsalbum, das aber mit Pop nichts zu tun hat.
Elvis‘ neues Album, im Spätsommer herausgekommen, stimmte mich nicht sehr heiter. „Im In The Mood Again“ ist der beste Song des etwas verkrampften Liederzyklus „North“, der Elvis‘ Gefühlen für Diana Krall geschuldet ist und seine Stimme nicht eben vorteilhaft im Vordergrund erklingen lässt. Da waren die Stücke mit Burt Bacharach, auf „Painted From Memory“, aber schmissiger und grandioser, auch weniger von Grübelei als von musikalischem Feuer getragen. Im Hamburger Schauspielhaus gab Costello mit seinem Pianisten Steve Nieve ein inspiriertes Konzert, bei dem die „North „Stücke eingestreut wurden. Aber „This House Is Empty Now“ oder „I Still Have That Other Girl“ wirkten weniger ausgedacht, unmittelbarer, und zwar nicht nur, weil die Stücke älter sind.
Älter war auch das Publikum in dem Theater, waren auch „Watching The Detectives“, „Home Truth“, „Shipbuilding“ und „I Want You“. So kam jeder zu seinem Recht, und fast jede Costello-Platte wurde noch einmal kurz beleuchtet.
„Punch The Clock“ auch. Und selbstverständlich „Blood & Chocolate“. (AW)