„Jahresrückblick 2003 – April: „Special Needs“
Nach Blur noch eine Band, die sich vom Hedonisten-Dasein verabschiedet – allerdings nicht so radikal. PLACEBO stellten auf ihrer Tournee dann doch wieder fest, wie viel Spaß das Feiern macht, aber im Studio fielen Sänger Brian Molko nur warnende Worte ein. Bei „Special Needs“ sieht er den Konsumenten verbotener Substanzen schon im Rollstuhl sitzen – und bietet sich als schlechtes Gewissen an: „Remember me whenever noses start to bleed…“ Dass einem nun ausgerechnet der kleine Molko als rettender Engel auf der Schulter sitzen soll, mochte vielen nicht einleuchten. Schließlich war er doch derjenige, der früher von sich behauptete, bei Konzertreisen eine „Spur von Sperma und Blut“ zu hinterlassen, und der so oft in andere verliebt war, aber am allermeisten immer in sich selbst. Und der soll jetzt morgens joggen und abends früh zu Bett gehen? Allein? Nein, so wollte man Placebo nicht. Das Album“S/eep/ng With Ghosts“ mit eher finsteren, wenngleich immer noch mitreißenden Songs wie „The Bitter End“ und „Protect Me From What I Want“ wurde dann entsprechend wenig gewürdigt. In der Rückschau vielleicht ein Fehler: Dass sich gerade der Make-up- und Fashion-Fan Molko nicht verzweifelt am dekadenten Image festhält, sondern seinem 30. Geburtstag mutig – und nüchtern ins Gesicht blickt, war ja eine schöne Überraschung. Er hat sich an sein altes Motto gehalten: Hang On To Your IQ.