Jahre des Zaubers
Barry Miles entwirft ein Sittenbild der Hippies
Barry Miles war dabei. Im Jahre 1965, das er als Anfang der Hippie-Bewegung verortet, und im Jahre 1971, als es zu Ende ging. Er hatte einen Underground-Buchladen und war Manager bei Zapple Records, nahm mit Beat-Dichtern auf und ist auf dem „Sgt. Pepper’s“-Cover zu sehen. Wer sonst sollte also einen Bildband betexten, der schlicht „Hippies“ (Collection Rolf Heyne) heißt? Miles meistert die Aufgabe mit Bravour, eben weil er kein objektiver Beobachter ist er gibt nicht einmal vor, einer zu sein. Gewisse Schwachstellen im Wertesystem der Hippies grenzt er trotzdem nicht aus: das Frauenbild! Die Paranoia! Die armen Toten! Andererseits: die Drogen! Der Spaß! Der Sex! Die Revolution! Nach 380 Seiten ist man ganz entrückt, was natürlich auch diesen unfassbar bunten, so großformatigen wie großartigen Bildern zu verdanken ist. Selten wurde eine Ära so liebevoll dargestellt – so distanzlos, so unmittelbar. Man wird schon vom Anschauen high.
Dass am Ende noch das unsägliche „Woodstock ’99“ eingebaut wurde, stört, kann den Nostalgiezauber aber nicht mehr kaputtmachen. Das schafft nicht mal George Harrison, der zwischendurch immer wieder den Spielverderber gibt. So kennen wir ihn ja.