Jagdszenen aus dem Landleben
John Flansburgh hat in 20 Jahren They Might Be Giants Trillionen von Songs komponiert, aber sicher nie den Gitarrenverstärker von Paul Westerberg geschleppt
Notizen aus dem Tour-Leben, heute: der Albtraum. „Ich war in einer Box gefangen“, rekapituliert John Flansburgh wenige Stunden vor einem Open-air-Auftritt in Columbus, Ohio. „Und als ich aufwachte, war ich tatsächlich in einer Box, da unten in der winzigen Koje in unserem Tour-Bus. Also schrie ich um Hilfe. Das ist schon peinlich, wenn da noch zwölf andere Leute neben dir in den anderen Kojen schlafen.“
Aus einem kleinen Albtraum könnte auch das Cover der aktuellen They Might Be Giants-Platte „The Spine“ kommen: Vorsicht, Menschenfalle! Das extra für das Duo von einem Künstler aus Albany gefertigte Exponat stammt aus einer kleinen Serie „mit Jagdszenen aus dem Landleben“. Das haben auch Flansburgh und der andere John (Linnell) längst für sich entdeckt, in bescheidenen Ferienhäuschen in den Catskill Mountains. „Kaum Leute da. Und wenn doch, haben sie immer Gewehre“, lacht Flansburgh.
So recht kann man sich die beiden da draußen nicht vorstellen, gelten TMBG doch bis heute als Prototypen der clever-respektlosen Großstadt-Band. „Unser erstes Album klingt heute doch ziemlich dated“, muss Flansburgh zugeben. „Was mich wundert, denn ich dachte nie, dass wir damals einem Trend gefolgt sind. Neulich spielten sie es bei einer Instore-Performance, und ich dachte sofort: Wow, die 80er!“ John Flansburgh ist inzwischen 44 und gibt nach wie vor die Maxime aus: „Nichts an der Rockmusik sollte übermäßig ernst genommen werden. Denn so wichtig ist sie nicht im großen Lauf der Dinge.“ Aber doch wichtig genug, um selbst große Mythen um diese kleine Band hartnäckig am Laufen zu halten, die in ihren Songs David Bowie auf Jodie Foster treffen lässt und zur letzten Vorstellung in einen „Experimental Film“ bittet…